Behind the Heart

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Epilog

 

Kommentare


Kapitel 1

Es ist schon lange her, dass ich unter Leuten gegangen bin. Ich habe mich immer missverstanden gefühlt. Niemand konnte verstehen, warum ich mich so einsam fühlte. Niemand wollte verstehen, weshalb ich so war. Dies ist meine Geschichte, wenn du sie lesen, willst dann bleib dran. Wenn du es nicht willst, dann eben nicht. Innerlich fühle ich mich gefangen. Ich weiß keine Antwort auf meine Fragen. Soll ich ihn wirklich loslassen? Ich kann es nicht, es war zu lange. Nach anderthalb Jahren kann ich nicht einfach vergessen. Er lebt in mir immer weiter. Und ich kann und will es nicht ändern. Die Leute sagen mir er ist bei einem Autounfall gestorben. Aber wieso ist er dann noch immer so real? Sie sagen es war ein schneller Tod. Doch für mich geht er nur langsam. Wann werde ich wieder weiter leben können? Niemand wird seinen Platz einnehmen können! Dazu liebe ich ihn zu sehr...

 

Ich fuhr mit dem Fahrrad zum Supermarkt, um mal wieder eine endlos lange Liste von Mama zu besorgen. Mama meint es nur gut mit mir. Sie will, dass ich auf andere Gedanken komme und mal unter Menschen gehe. Ich kann mich nicht dagegen wehren. Wenn Mama mal das Wort hat, dann hat sie es. 

Ich war gerade auf dem Weg zur Kasse um zu der Zeit, als ich mit voller Wucht gegen einen Jungen knallte. Auf einmal lagen wir beide auf dem Boden, mitten im zwischen Tomaten, Gurken und Klopapier. Meine angespannte Geduld zerriss. Ich fuhr ihn an:"Sag mal, kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst?" Erstaunt sah mich der Junge an. Schlagartig konterte er:"Wo ich hinlaufe? Das sagt die Richtige. Du bist genauso schuld daran wie ich." Wütend blitzte ich ihn an und wollte etwas erwidern, als ich auf einmal merkte, wie sich ein Anzeichen von einem Lächeln auf seinem Gesicht bildete. Verwirrt schaute ich ihn an. Auf einmal merkte ich, dass wir mitten im Supermarkt auf dem Boden zwischen Essen und Getränke lagen. Ein Kreis von Menschen bildete sich um uns herum. Der Junge fing jetzt richtig an zu lachen und ich wurde rot. Doch auf einmal vergaß ich, dass ich eigentlich traurig bin. Ich musste auch anfangen zu lachen. Wir waren gerade der Mittelpunkt des Supermarktes. Ich wusste gar nicht, mehr wann ich das letzte Mal gelacht habe. Es war schon lange her.

 

Er half mir auf und wir sammelten gemeinsam unsere Sachen auf. Als wir fertig waren räusperte sich der Junge ganz verlegen. "Ähm, sorry, wenn ich dich angerempelt habe. Kannst du mir deine Handynummer geben?" Ich zögerte. War ich schon bereit einem anderen meine Nummer zu geben? Er sah es und meinte dann ganz schnell:"Ach ja, ich heiße Tayler! Kannst du mir verraten, wie du heißt?" Wieder zögerte ich. "Okay ...", sagte ich ganz gedehnt. "Ich heiße Destiny!" Er sah mich bewundert an. "Destiny. Schöner Name! Ich glaube du bist mein Schicksal!" Er zwinkerte und ich verdrehte die Augen. Diesen Spruch habe ich schon öfters gehört. Ich gab ihn meine Nummer und er mir seine. Nachdem wir noch etwas gesprochen hatten, verabschiedeten wir uns. Ich bezahlte und  fuhr nach Hause. Aber irgendwie ging mir Tayler nicht aus dem Kopf. Einerseits war er genauso wie die anderen Jungs. Sobald sie ein hübsches Mädchen sahen, wird erst einmal angebaggert. Aber ich hatte das Gefühl dass mehr hinter dem Ganzen steckte. Er war doch anders. Vielleicht war er ja ganz nett. Ich summte eine Melodie, als ich als ich die Lebensmittel in den Kühlschrank räumte. Auf einmal erschreckte mich meine Mutter. "Destiny? Bist du es?" Sie kam näher. "Ja, ich habe alles eingekauft!" Erstaunt sah sie mich an: "Ich weiß, nicht mehr wann du das letzte Mal gesungen hast! Deine Stimme war schon immer etwas Besonderes." Ich habe das schon oft gehört. Trotzdem habe ich seit seinem Tod nicht weitergesungen. Es gab keinen Grund dafür. Singen war für mich Freude. Und ich konnte mich nicht freuen. Bis jetzt.

 

Gewaltsam wurde ich von meinem Wecker, der mir immer unsympathischer wurde, geweckt. Ich unterdrückte ein Gähnen und zwang mich aufzustehen. Als ich auf mein Handy guckte, bemerkte ich, dass ich eine neue Nachricht hatte. Insgeheim hoffte ich dass Tayler das war und ich traute mich erst gar nicht, aus Angst vor der Enttäuschung, sie anzuschauen. Ich faste mir ein Herz und öffnete sie. Und wer hats geglaubt, sie war es wirklich. Er musste sie schon gestern Abend abgeschickt haben, als ich schon geschlafen habe.Hey, ich bin's Tayler! Ich wollte dich fragen ob wir zsm etwas machen können. Ich atmete tief ein. Er war ziemlich direkt. Und er redete so gar nicht um den heißen Brei. Zumindest weiß er, was er will. Nach etwas längerem Überlegen schrieb ich zurück:>>Joa, können wir machen! Wann hast du Zeit<<? Ich beschloss nicht länger auf eine Antwort zu warten und machte mich zur Schule fertig. Heute blieb ich etwas länger als sonst vor dem Kleiderschrank. Endlich entschied ich mich für ein schönes aber nicht zu auffälliges Outfit. Ich packte meine Schultasche und lief los. Meine Schule ist nur 2 Straßen von meinem Haus entfernt. Also konnte ich gemütlich 10 Minuten vor Schulbeginn los schlendern. Meine Freundin Kaira kam mir entgegen und umarmte mich etwas länger als gewöhnlich. "Hey, ist alles in Ordnung. Du meldest dich so wenig!" "Alles Okay!" Sagte ich nur. "Du weißt, dass ich nur das Beste für dich will." Ich nickte und umarmte sie, quasi als Freundschaftsbeweis, noch einmal. Auf einmal sah ich wie auf den Schulhof ein Junge, der ihr zufällig sehr bekannt vorkam, entlang schlendernd. "Das kann doch nicht sein..." staunte ich laut.

 

 


Kapitel 2

Ich hielt die Luft an. Tayler lief lässig Richtung Eingang. Auf einmal sah er auf und entdeckte mich. Sein Gesicht hellte sich auf und er steuerte sofort auf mich zu. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Also versuchte ich zu lächeln. Nur leider sah das sehr dämlich aus. Kaira stand noch immer neben mir und lächelte den Jungen auch an. Schlecht sieht er ja nicht aus. Im Gegenteil. Das fand Kaira aber auch. Als er endlich angekommen war, umarmte er mich völlig überraschend. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und war zu überrascht, um mich dagegen zu wehren. Als er mich wieder freiließ, ging ich sicherheitshalber einen Schritt zurück was ihn aber nicht zu stören schien. Er war gut gelaunt und wollte gerade mich mit Komplimenten zuschütten als Kaira ihm die Hand besonders freundlich entgegen reichte. "Hallo, ich bin Kaira und wie heißt du?" Etwas verwirrt lenkte er seinen Blick zum Kaira. "Ich bin Tayler und neu hier auf der Schule. Ich habe Destiny gestern beim Einkaufen kennengelernt!" Er zwinkerte mir zu und ich musste grinsen. Er machte echt gute Laune. Kaira sah noch verwirrter an widmete sich dann aber wieder Taylor. Zum Glück klingelte die Glocke jetzt und wir mussten rein. Ich ging in meinem Klassenraum und fragte mich ob Tayler sich jetzt wohl zurecht fand. Er war ja schließlich neu hier. Ich verwarf den Gedanken und setzte mich auf meinem Platz. Die Tür ging auf und unsere Lehrerin ging mit einem Jungen im Schlepptau in die Klasse.

 

Tayler sah etwas unsicher in die Klasse rein. Das sah ich zum ersten Mal bei ihm. Er musterte die ganze Klasse, bis er bei mir ankam. Ein erstaunter Gesichtsausdruck erschien aus seinem Gesicht. Die Lehrerin begrüßte uns und stellte den neuen Schüler vor. "Das ist Tayler Luka. Er ist vor paar Wochen hierhergezogen. Tayler, kannst du uns etwas über dich erzählen?" Tayler kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Eine Geste die mich zum lächeln brachte. Schon wieder musste ich mir eingestehen, dass er wirklich gut aussah. Er räusperte sich: "Ähm ich bin Tayler, bin 17 Jahre alt und meine Hobbys sind Basketball spielen und ähm..." Er überlegte kurz, sah mich an und sagte dann: "Und schöne Mädchen angucken!" Sein Blick wurde dabei intensiv. Ich wurde Dunkelrot und drehte mich schnell weg um weiteren Augenkontakt zu vermeiden. Die Lehrerin räusperte sich: "Da wir dieses Hobby schon wissen, wäre es wohl besser, wenn es dich nicht vom Unterricht ablenken würde. Setze dich neben Kai!" Ich lächelte. Und hatte sichtlich Schadenfreude. Das kam davon, wenn er sich so wichtig vorkam. Jetzt musste er neben den Schulbekannten Streber sitzen, der nie die Klappe zubekam.

 

Ein Papierkügelchen flog gegen meinen Kopf. Ich versuchte es zu ignorieren, und mich auf meine Matheaufgabe zu konzentrieren. Meine Noten waren in letzter Zeit immer schlechter geworden. Nach seinem Tod bin ich lange gar nicht zur Schule gegangen. Jetzt wo es mir etwas besser ging, versuchte ich den Stoff nachzuholen.

Wieder flog etwas gegen mich. Genervt drehte ich mich um. "Naa endlich!" zischte mich Jayn wütend an. "Kennst du den Neuen?" Jayn war dafür bekannt, dass sie jeden bekam, den sie wollte. Sollte sie doch. Doch irgendwie hatte ich so ein komisches Gefühl, wenn ich daran dachte, dass Jayn und Tayler was zusammenhaben könnten. War das etwa Eifersucht? Ach was Destiny, hör auf so etwas zu denken. Taylor ist ein normaler Junge wie die anderen auch. Niemand wird den Platz von meinem Exfreund einnehmen können. Auch nicht Tayler. "Und?" Fragte Jayn. "Nein, ich kenne ihn nicht." Log ich gekonnt und Jayn hätte es mir auch fast abgekauft als Tayler der eine Reihe vor mir saß sich umdrehte. "Du kennst mich nicht?" Ich verdrehte die Augen und schielte zu Jayn. Er verstand. "Stimmt, aber das sollten wir mal unbedingt nachholen!" Jayn verstand jetzt gar nichts mehr und guckte ihn irritiert an. Dann widmete sie sich wieder ihren Aufgaben. Ich formte ein Danke auf meinen Lippen zu Tayler. Jayn hätte mich mit Fragen und Aufforderungen nur so überschüttet. Er lächelte nur und drehte sich wieder um. Habe ich mich geirrt oder war es ein trauriges Lächeln?

 

Schnell packte ich meine Sachen in die Tasche. Ich wollte nach Hause. Aber irgendwie hoffte ich dass Tayler auf mich warten würde. Ich zog mir meine Jacke an, schnappte mir meine Tasche und ging nach draußen. Sofort schlug kalte Luft gegen mein Gesicht. Es sah sehr nach schlechtem Wetter aus. Und ich war überhaupt nicht warm angezogen. Ich zog meine Jacke enger an mich und schaute mich etwas unsicher um. Und tatsächlich lehnte sich Tayler gegen eine Mauer und schien zu warten. Ich lächelte, versuchte es aber zu verbergen. Als er mich sah, richtete sich etwas auf und ging auf mich zu. "Na endlich!" Seufzte er theatralisch auf. "Du lässt dir ja Zeit!" "Gar nicht wahr!" verteidigte ich mich. "Du warst einfach nur zu schnell." "Darüber können wir uns noch lange streiten aber dich etwas fragen ..." "Frag!" Und trat von einem Fuß aufs andere. "Frierst du?" Ohne abzuwarten, streifte er sich die Jacke ab und legte sie um mich. Ich wollte ablehnen doch er kam mir wiedereinmal zuvor. Wir gingen los. Er setzte wieder an. "Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du heute Zeit hast. Du weißt schon, "Hausaufgaben machen" und so ..." "Hausaufgaben? Wir haben heute keine auf!" Das sagte ich aber nur um ihn zu ärgern und er verdrehte die Augen. "Okay, du hast mich. Wollen wir was anderes machen?" Ich überlegte. "Klar, wenn es nicht wieder im Supermarkt ist!" Ich zwinkerte ihm zu und wir mussten beide lachen. "Natürlich nicht!" Mittlerweile waren wir schon an meinem Haus angelangt. Ich gab ihm die Jacke und schaute zum Himmel. Er hatte sich gewaltig verdunkelt. "Oje, willst du vielleicht zu mir reinkommen?" Fragte ich unsicher. "Okay wäre wirklich nicht schlecht." Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

 

 


Kapitel 3

Kaum waren wir drinnen , fing es auch schon an zu regnen. "Fühl dich wie zu Hause. Ich mache guck mal nach was wir so zu essen haben." Das ließ sich Tayler nicht zweimal sagen. Er macht es sich auf unserem Sofa bequem. Ich durchforstete den ganzen Kühlschrank. Nichts was man so essen kann. Dann musste ich wohl was kochen. Ich entschied mich für Pommes mit Chickenwings. Schön ungesund. Ich schob beides im Backofen rein und ging zu Tayler. "Ich hoffe du magst Fast Food. Hab leider nichts anderes da. "Ich mag es nicht nur. Ich liebe es." Grinste er mich an. "Gut, nicht das du mir hier verhungerst." Grinste ich zurück. Aus irgendeinem Grund genoss ich es gerade dass Tayler hier war. Er war wie eine lang ersehnte Arznei für meine Seele. "Hat dir eigentlich schon einer mal gesagt wie schön du bist?" Unterbrach er meine Gedanken. Ich lächelte etwas verlegen und sagte nichts. Er schaute mich sanft an. Ich drehte meinen Kopf weg. Irgendwie konnte ich ihn nicht ansehen. Nicht jetzt. Noch nicht. Dafür mussten die Wunden noch heilen. Er wollte gerade wieder etwas sagen, als ich aufschreckte."Oh nein, die Pommes." Ich flüchtete in dir Küche und sah das Sie wirklich schon fertig waren. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, stand Tayler am Regal und sah sich alte Fotos von meinen Eltern und mir an. Darunter war auch ein Foto von mir und meinen verstorbenen Freund. Es zeigte uns in einer innigen Umarmung und wir lachten fröhlich in die Kamera. Tayler sah nachdenklich das Foto an. Als er merkte, dass ich da war, fragte er mich: "Wer ist das?" Ich schaute nach unten. "Das war mein Freund ." "Habt ihr euch getrennt?" "Nein, er ist gestorben", sagte ich leise. "Oh, das tut mir leid!" Er sah etwas betreten zu Boden. "Danke!" Ich lächelte ihn vorsichtig an und er lächelte zurück. "Hmm, das riecht richtig gut!" wechselte er das Thema und wir machten uns über das Essen her.

 

Wir machten uns einen schönen Nachmittag. Lange schon hab ich nicht mehr so wohl gefühlt. Wir verstanden uns immer besser. Als es langsam dämmerte , beschlossen wir eine Serie zu gucken. Meine Mutter würde heute erst spät nach Hause kommen. Also konnten wir alles machen, was wir wollten. Nur leider scheiterte es schon bei der Auswahl. Wir konnten uns beide nicht auf die Serie einigen. Ich wollte einen Krimi. Er wollte "The Walking Dead". "Schere, Stein, Papier?" Grinste er. "Okay, aber ich gewinne. Ich gewinne immer!" Wir spielten und ich gewann. Ungläubig schaute er mich an. Ich lachte auf. "Das war's wohl mit "The Walking Dead"! Ich hab doch gesagt, dass ich gewinne." Er schmollte. "Irgendwann mal werde ich noch gegen dich gewinnen!" Wir schmissen eine Krimiserie an. Auf einmal merkte ich wie ich müde wurde. Immer mehr vielen meine Augen zu. Als ich aufwachte, war es stockdunkel. Ich schaute auf meinem Handy. Viertel nach zwölf. So langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich bemerkte, dass ich noch immer im Wohnzimmer auf der Couch lag. Auf einmal hörte ich ein leises Schnarchen neben mir. Ich zuckte zusammen. Wer war das? Auf einmal fiel mir ein das Tayler ja noch bei mir war. Erleichtert tastete ich mich von der Couch. Ich schaute ihn an. Wie friedlich er beim Schlafen aussah ... Gerade wollte ich ihm eine Strähne aus dem Gesicht streichen, als ich erstarrte.

 

Ich hörte ein Knarren. Die Tür ging auf und eine Gestalt kam rein. "Destiny?"

Erleichtert atmete ich auf. Es war nur meine Mutter.

"Was machst du hier? Und wer ist der Junge auf dem Sofa?" Erst jetzt fiel mir, auf dass das hier auch falsch interpretiert werden könnte.

 

"Es ist nicht, dass was du denkst! Er ist nur ein guter Freund von mir. Wir sind beim Fernsehen eingeschlafen." Tayler reckte sich und gähnte. Er öffnete die Augen und blickte mich fragend an. Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern. Meine Mutter räusperte sich. "Destiny, kann ich dich eben sprechen?" Ein bisschen eingeschüchtert vor dem, was jetzt Kommen würde folgte, ich meine Mutter in der Küche. "Destiny, wer ist das?" Ich setzte an: "Das ist Tayler, er ist neu auf unserer Schule. Wir sind zusammen nach Hause gelaufen, und da bald regnen würde, habe ich gesagt er könnte mit reinkommen. Wir ..." An dieser Stelle unterbrach ich meine Mutter: "Moment mal, du hast einen wildfremden Jungen ins Haus gelassen? Weißt du nicht wie gefährlich ..." Jetzt, unterbrach ich sie: "Nein, er ist nicht wildfremd. Er ist nett und außerdem haben wir uns schon mal vorher getroffen. Du sagst doch immer, dass ich mehr mit Freunden machen soll! Wieso hast du was dagegen wenn Tayler hier ist?" "Ich meinte auch, dass du etwas mit deinen alten Freunden machen sollst. Seit dem Unfall lässt du Kaira die ganze Zeit hängen. Und dann kommt ein Junge, den du erst seit Kurzem kennst und sofort unternimmst du etwas mit ihm! Findest du das richtig?" Ich sah auf den Boden. "Ja, ich weiß ich habe Kaira vernachlässigt aber ich war so in meiner eigenen Welt. Seit Tayler da ist fühle ich mich so wie früher. Ich kann wieder lachen, Mama!" Meine Mutter sah mich mit Tränen in den Augen an und nahm mich in den Arm. Ich kuschelte mich fest an sie. Ich fühlte mich, wie vor Jahren als ich zu meiner Mutter gelaufen bin, wenn ich mir wehgetan hatte."Mama?" Nuschelte ich in ihrem Schulter. "Darf er hier übernachten?" Sie löste sich von mir und sah mich an. "Na gut, mein Schätzchen, ausnahmsweise." Sie lächelte mich an und schob mich sanft aus der Küche. "Na los, lass ihn nicht zu lange warten!" Sie zwinkerte mir zu und lächelte wehmütig.

 

"Hey, du kannst hier heute übernachten!" Dann fügte ich schnell hinzu: "Natürlich nur, wenn du willst." Er sah mich an. "Das fragst du noch?" Mit diesen Worten warf er sich aufs Sofa und grinste mich an. "Naa was wollen wir machen? Ich habe eine Idee. Wir könnten die ganze Nacht eine Serie gucken. Oder warte mal, ich habe etwas Besseres ..." Ab dieser Stelle unterbrach ich ihn lachend. "Nana, wie wär's mit schlafen gehen?" Er sah mich an, als ob ich einen Gehirnschaden erlitten hätte. "Schlafen gehen? Ist das dein Ernst? Ich bin bei dir und du willst schlafen?!" Ich lachte auf. Seine Anwesenheit tat mir unheimlich gut. "Hmm, ich weiß nicht!" Das sagte ich aber nur um ihn zu ärgern. Es machte einfach zu sehr Spaß! Er zog einen Schmollmund wendete dann aber die Kehrseite, sprang auf und hob mich hoch. Ich fing an zu lachen und zu schreien. Klatschte mir aber auf den Mund, weil meine Mutter ja schlafen wollte. Er verlagerte mich wie ein Kartoffelsack über die Schulter. Ich konnte mich nicht wehren und auch nicht schreien. "Tayler, lass mich runter!" Gluckste ich. Er lachte: "Was gibst du mir dafür?" "Was willst du denn?" "Das du jetzt nicht schlafen gehst!" Erwartungsvoll sah er mich an. "Okay, okay. Du hast gewonnen! Du kannst mich herunterlassen." Er setzte mich ab und ich war froh wieder sicheren Boden unter den Füßen zu haben. Ich schlüpfe schnell aus seinem Griff und rannte weg. Er spurtete mir hinterher.

 

 


Kapitel 4

Ich schlüpfte durch die Haustür. Angenehme frische Luft wehte mir entgegen. Tayler kam nach. Er räusperte sich. "Wollen wir ne kleine Nachtwanderung machen?" "Okay!" Sagte ich nur. Wir liefen eine Weile nebeneinander, ohne zu sprechen. Es war aber nicht die peinliche Stille, die man sonst so kennt. Es war angenehm einfach nichts zu sagen. Auf einmal hörte ich ein Geräusch hinter mir und ohne es zu wollen, klammerte ich mich an Tayler fest. Zu Vorschein kam ein kleiner Vogel. Tayler fing an zu lachen. "Das ist gar nicht witzig!" Verteidigte ich mich."Du weißt ja nicht wer das hätte sein können!?" Er machte ein ernstes Gesicht nur um wieder loslachen zukönnen: "Ja genau, ein unheimlicher dunkler Mörder, der eine Vorliebe für Teenager hat!" Ich drehte mich gespielt beleidigt um. "Hätte ja sein können ..." , murmelte ich, wusste aber nicht ob Tayler mich gehört hatte. Als er sich endlich wieder beruhigt hatte, wechselten wir das Thema. "Hast du schon einmal darüber nachgedacht wie es sein, würde frei zu sein?" Fragte er mich plötzlich. Ich sah ihn erstaunt an. Wir wahren ja nicht gerade in einer Gefängniszelle eingesperrt. "Wie meinst du das?" Er bekam einen philosophischen Gesichtsausdruck. "Frei eben. Keine Aufgaben. Keine Plichten. Keiner der einem sagt was man tun oder lassen soll. Man kann alles machen, was man will. Niemand steht dir im Weg."

Ich überlegte. "Ja das wär eine Zeit lang ganz schön", gab ich zu. "Aber ist es nicht schön, wenn man weiß das sich jemand um dich Sorgen macht? Das er um dich Angst hat? Ich würde es schlimm finden, wenn mich niemand von etwas Schlechtem abhalten würde." Tayler zuckte mit den Schultern. "Da kannst du recht haben. Nur leider ist es bei mir nicht der Fall. Ich bin nicht frei aber trotzdem kümmert sich mein Vater nicht um mich. Seine Aufmerksamkeit schenkt er nur dem Alkohol." Sein Gesicht sah so verletzlich aus. Ich fühlte mit ihm. Ich hatte auch schon lange keinen Vater mehr. Aber wie viel schlimmer musste sein, wenn man einen hat und der einen nur ignoriert? "Tut er dir etwas an?" Fragte ich vorsichtig. Tayler schüttelte mit dem Kopf. "Nein das tut er nicht. Manche würden sagen dass ich dann Glück hätte. Aber er nimmt keine Notiz von mir. Ich habe das Gefühl, das ich ihm total lästig bin. Ich fühle mich irgendwie eingesperrt. Vielleicht würden manche denken, dass ich frei bin, aber das bin ich nicht.Manchmal wünschte ich mir er würde mich bestrafen nur, damit er mich wahrnimmt."

 

Etwas weiches kribbelndes streifte mein Gesicht. Im Halbschlaf versuchte ich es weg zuschubsen. Ich drehte mich um. Wieder kitzelte etwas meine Wange. Ich öffnete die Augen einen winzigen Spalt. Ein grinsender Tayler mit einer Feder in der Hand hockte vor mir. Ich drehte mich wieder um und zog meine Decke über den Kopf. "Hey, wir müssen zur Schule." Versuchte er es jetzt. "Lass mich ..." grummelte ich. Ich war schrecklich müde und schaute auf die Uhr. Halb acht. "Ist da jemand ein Morgenmuffel?" Neckte mich Tayler. "Ja!" Gab ich zu. "Besonders wenn dieser jemand auch nur 2 Stunden geschlafen hat. "Übertreibs mal nicht! Es waren 3." Grinste er mich an. "Wow, was für ein Unterschied." Meinte ich ironisch. Ich quälte mich aus dem Bett und schob Tayler aus meinem Zimmer. "Ich bin gleich fertig. Gib mir 10 Minuten." In Rekordzeit zog ich mich um, putze mir meine Zähne und schaffte es sogar noch meine Augenschatten mit Make-up zu verdecken. Zufrieden mit meiner Meisterleistung lief ich in die Küche. Tayler und meine Mutter saßen am Frühstückstisch und unterhielten sich. "Morgen", murmelte ich. "Guten Morgen, mein Schätzchen." Kam es von meiner Mutter herüber. "Ich habe hier Brötchen. Willst du was?" Ich nickte. "Habt ihr gut geschlafen?" Fragte meine Mutter uns. Tayler grinste mich an und sah mich herausfordernd an."Ja ich schon." Wir packten unsere Sachen und gingen los. Als wir ankamen, klingelte es bereits und keine Kaira war in Sicht. Das war vielleicht auch ganz gut so. Sie würde sich nur beschweren warum ich etwas mit Tayler mache und nie mit ihr. Dafür entdeckte ich jetzt Jayn. Schnell steuerte ich mit Tayler auf die Eingangstür zu. Wir waren eh zu spät dran. Doch Jayn hatte uns entdeckt und lief auf uns zu.

 

Ich schubste Tayler nicht gerade sanft durch die Tür. Erstaunt sah er mich an. Ich hatte keine Zeit, um zu erklären. Jayn war uns dicht auf den Fersen. Ich zog Tayler hinter der erstbesten Tür. In der Aufregung habe ich gar nicht bemerkt, was das für eine Tür war. Rund 30 Augenpaare sahen uns fragend an. Ich unterdrückte ein Fluchen und biss mir auf die Lippen. Was sollte ich jetzt sagen? Die Lehrerin zog fragend eine Augenbraue hoch. Zum Glück ergriff Tayler schnell das Wort. "Ähm, Hallo. Tut uns leid das Wir hier so in den Unterricht platzen! Es geht nämlich um das nächste Schulprojekt ... Aber wir sehen gerade das Wir uns mit der Klasse vertan haben. Tut uns aufrichtig leid!" Mit diesen Worten griff er schon nach der Türklinke. "Was den für ein Schulprojekt?" Fragte die Lehrerin interessiert. Nun war es an Tayler auf die Lippe zu beißen und mich flehentlich anzugucken. Ich fing an zu stottern. "Nun ja ähm, das Schulsystem hat da an neue Renovierungen gedacht." Und konnte mich gleichzeitig ohrfeigen für diesen Satz. "Ach wirklich? Davon habe ich ja gar nichts mitbekommen." Sah sie uns fragend an. "Es steht noch infrage. Wir wissen es alle noch nicht so genau" sagte Tayler schnell und wir flüchteten förmlich aus dem Raum.

Vorsichtig Späte ich um die Ecke. Keine Jayn. Erleichtert atmete ich auf. "Bist du mir nicht eine Erklärung schuldig?" Tayler war ein einziges Fragezeichen. Ich musste grinsen. "Jayn war uns auf den Fersen. Du kannst mir danken. Sie hätte uns mit Fragen nur so gelöchert." Gespielt ehrfürchtig sah er mich an. "Oh meine Retterin. Meine Schicksalsgöttin. Was würde ich nur ohne dich tun." "Ich fürchte, du wärst ziemlich arm dran." Zuckte ich mit den Schultern. Wir waren aber gleich wirklich ziemlich arm dran. Die erste Stunde hatte schon längst begonnen. Ich öffnete die Klassentür.

 

Unsere Lehrerin blickte uns streng an. In meinem Geiste sah ich mich schon auf den Schulhof zum Aufräumen. Oder erst den Putzfrauen helfen. "Was habt ihr zu eurer Verteidigung zu sagen?" Ich murmelte irgendetwas von "zu spät aufgestanden" und "Wecker nicht gehört" und setzte mich schnell hin. Tayler folgte meinem Beispiel. "Ach beide gleichzeitig, oder was? Blickte sie uns fragend an. "Naja, wie dem auch sei. Eine Stunde Nachsitzen nach der Schule. Für euch beide." Genervt stöhnte ich auf. "Perfekt!" Der Tag fing ja gut an.

Am Flur gelehnt wartete ich auf Tayler. Der Schultag war unerträglich gewesen. Nur Tayler konnte mich mit seiner guten Laune auf Trab halten. Jemand tippte mich von hinten auf die Schulter. Erschrocken drehte ich mich um. "Tayler du kannst mich doch nicht ..." Ich brach ab. Vor mir stand gar nicht Tayler sondern Marc. Der Klassenmacho Nr.1. Naa super. Jetzt hatte ich den auch noch an mir kleben. Kaira ging mir schon den ganzen Tag auf die Nerven. "Ich wollte dich nicht erschrecken, sorry!" Zwitscherte er mit seiner süßesten Stimme. "Eigentlich wollte ich nur mal ein bisschen mit dir reden. Jetzt wo dieser Tayler endlich mal dich nicht nervt." Sauer sah ich ihn an. "Tayler nervt nicht!" Er sah mich beschwichtigend an. "Hey, hey, ganz ruhig Baby. Du kannst es ruhig zugeben. Man sieht doch das Er dich nicht in Ruhe lässt." Ich wurde rot. Aber nicht vor Scham, sondern vor Wut. "Sag mal, gehts noch? Was bist du für ein Idiot? Tayler ist ein guter Freund von mir." "Okay, okay, ich habe es ja schon verstanden. Ist doch auch nicht wichtig! Wichtig ist das Du jetzt alleine bist und ich mit dir reden kann." "Schieß los!" Antworte ich nur. Er stützte einen Arm neben mir gegen die Wand. Vorsichtig rückte ich ein Stück zu Seite. Doch er kam immer näher. "Willst du heute mit mir in die Disco gehen?" 

 

 


Kapitel 5

Angewidert versuchte ich ihn wegzudrücken. Erfolglos. Ich hatte keine andere Wahl. Also trat ich ihn mit meinem Bein, wo es bei Jungs ganz schön wehtut. Das half. Stöhnend vor Schmerz krümmte er sich." Wofür war das denn jetzt?" Keuchte er. Fassungslos guckte ich ihn an. Der Typ war noch dümmer als ich gedacht hatte. Ich hatte ordentlich Lust ihm eine Backpfeife zu verpassen. Doch er lag schon halb auf den Boden und so gewalttätig war ich auch schon wieder nicht. "Dafür, dass du mich angefasst hast. Mach das nie wieder, okay?" Ohne auf eine Antwort zu warten, lief ich wütend nach draußen. Wo war Tayler? Ich war im Moment auf jeden und alles sauer. Tayler hatte Glück, das er mir jetzt nicht über den Weg gelaufen kam. Ich hatte kein Bock mehr zu warten und lief nach Hause. Kurz vor meinem Haus klingelte mein Handy. Ich schaute drauf. Tayler. Sollte ich abnehmen? Ich war ihm eine Antwort schuldig. Wir wollten uns nach der Schule im Flur treffen. "Hallo?" Meine Stimme klang alles andere als freundlich. "Gott sei Dank, Destiny!" Hörte ich Tayler Stimme. "Alles in Ordnung bei dir? Ich habe mir Sorgen gemacht." Ich schloss meine Haustür auf und ging hinein."Das brauchst du nicht. Mir gehts gut. Jedenfalls lebe ich." "Naa dann ist ja gut!" Die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören."Jetzt im Ernst, Destiny, was ist passiert? Ich habe auf dich gewartet!" Ich stopfte mir ein Brotstück in den Mund und machte mir erst gar nicht die Mühe zu Ende zukauen. "Ich habe auch auf dich gewartet! Wo warst du?" Ein Seufzen entfuhr es Tayler. "Ich wurde aufgehalten ..." Ich aß weiter. "So lange?" "Warum bist du so skeptisch?" "Vielleicht weil ich mindestens 15 Minuten gewartet habe." "Okay, Kaira hat mich aufgehalten. Ich konnte sie nicht abschütteln." Ich hielt inne. Kaira? Sie war noch in der Schule? Tayler redete weiter:"Und wieso hast du nicht gewartet?" "Ich dachte, dass du schon weggefahren bist." Antwortete ich ausweichend. "Naja ist ja auch egal. Was hat Kaira denn mit dir gemacht?" Stille. Mir kommt ein Verdacht. Kaira und Tayler? So etwas würde sie nie tun ... Oder doch? Ich hörte wie Tayler sich räusperte.

 

"Ja, Tayler?" Fragte ich langsam. "Nunja, sie ... sie wollte etwas mit mir machen." Stotterte er, um noch schnell zu sagen:"Aber ich habe abgesagt!" Ein Schmerz durchzuckte mich. Warum? Wieso störte es mich das meine beste Freundin etwas mit irgendeinem Jungen machen will? Ich ignorierte einfach ­meine verletzten Gefühle und antwortete Tayler:"Warum?" "Was meinst du mit Warum?" Ich holte tief Luft:"Warum hast du ihr abgesagt?"    

(Ab jetzt kommen auch andere Sicht-Perspektiven. In diesem Fall jetzt von Tayler. Viel Spaß beim Weiterlesen!)

Taylers Perspektive:

Ich öffnete den Mund. Schloss in dann wieder. Konnte sie es sich nicht schon denken, warum ich abgesagt hatte? Wusste sie nicht, dass ich nur etwas mit ihr machen wollte. Ich dachte immer das Sie mich mag? Wir kannten uns noch nicht lange aber trotzdem hatte ich das Gefühl sie schon seit Jahren zu kennen. Und jetzt? Jetzt fragt sie, warum ich nicht mit einem anderen Mädchen ausgehe. Ist das nicht klar? Ich wollte es nicht zugeben, wie mich diese Frage geschmerzt hatte. "Nunja...", stotterte ich. "Würdest du jetzt einfach so mit einem Jungen ausgehen, den du gar nicht magst?" Ihre Antwort kam leise: "Nein, vermutlich nicht." Man hörte, wie sie schluckte. "Ich dachte mir würde es besser gehen aber da habe ich mich wohl geirrt. Es tut mir leid, Tayler. Ich kann mich nicht mehr mit dir treffen." Mit diesen Worten legte sie auf. Fassungslos starrte ich auf mein Handy. Hatte sie gerade mir die Freundschaft gekündigt? In meinen Augen brannten Tränen.

 

Verheult lag ich auf mein Bett. Ich vermisste meinen toten Freund. Ich vermisste Tayler. Und ich vermisste mein altes Ich. Ich wusste nicht warum ich Tayler gesagt habe, dass ich mit ihm nichts mehr zutun haben wollte. War es, weil Marc mich heute belästigt hatte? Tayler war nicht so aufdringlich. Trotzdem habe ich ihn abgewiesen. Manchmal war ich so dumm. Tayler war ein toller Freund. Ich schluchzte in mein Kopfkissen hinein. Ich hörte, wie die Türklinke runtergedrückt wurde und meine Mutter hereinkam. "Hey, Spätzchen, was ist los?" Sorgenvoll guckte sie mich an. Ich kuschelte mich an sie und sagte nichts. Ich weiß nicht, wie lange wir in dieser Position waren. Es fühlte sich einfach so gut an jemanden Zuhaben der einen einfach nur festhält. Beruhigend streichte sie mir über den Rücken. "Willst du es mir jetzt sagen?" Ich schniefte: "Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ich bin so verwirrt." "Dann sag es einfach, wie du kannst." Ich nickte und erzählte ihr stockend die ganze Geschichte. Von vorne bis hinten. Auch die Sache mit Tayler ließ ich nicht aus." Also wenn ich diesen Marc in die Hand bekomme, kann der was erleben!" Die Augen meiner Mutter funkelten wütend. "Ach Mum, lass mal. Ich bin schon zu alt als das meine Mutter zu meinen Klassenkameraden laufen muss um ihn zu "bestrafen". Außerdem habe ich ihn schon etwas verpasst." Ich konnte mein Grinsen hinter den ganzen Tränen nicht verbergen. Meine Mutter fing an zu prusten. "Das hast du wirklich gemacht? Direkt in seine ..." "Ja!" Keuchte ich."Das hat er auch verdient." "Ich bin stolz auf dich. Genauso hätte ich auch gehandelt!" Gemeinsam fingen wir an zu lachen.

 

Tayler's Perspektive: Müde, um nicht zu sagen halb tot, quälte ich mich aus meinem Bett. Ich ging ins Bad, um mich mit eiskaltem Wasser wach zu machen. Nach und nach realisierte ich, was gestern passiert war. Ich versuchte mich abzulenken und fing an mir die Zähne zu putzen. Als ich fertig war, stapfte ich durchs Wohnzimmer in die Küche. Überall lagen verstreut Alkoholflaschen rum. Meinen Vater konnte ich nicht entdecken. Wie ich das hasste. Niemand war da. Stille. Wer wusste denn schon, wo er sich jetzt schon wieder herumtrieb. In der Kneipe vermutlich. Oder im Bordell. Das waren ja schon immer seine Lieblingsbeschäftigungen gewesen. Ich war sauer. Sauer auf meinen Vater. Sauer auf die Entscheidung die Destiny getroffen hatte. Sauer auf alles. Ich machte mir einen Kaffee. Wenn man das so nennen konnte. Das Zeug schmeckte widerlich. Hauptsache ich wurde etwas wacher davon. Schnell packte ich meine Schultasche. Eigentlich wollte ich nur noch zu Hause bleiben. Aber ein bisschen Ablenkung würde mir gut tun. Also ging ich los. Ich war nur noch eine Straße von der Schule entfernt, als ich plötzlich bemerkte, dass ich verfolgt wurde. Ich drehte mich um. Hinter mir stand Marc.

 

 


Kapitel 6

T.P(Tayler's Perspektive): Er rauchte gerade eine Zigarette. Sah aber alles andere als entspannt aus. Wütend sah er mich an. "Du kleines Arschloch!" Seine Augen glühten vor Zorn. Erstaunt sah ich ihn an. Was hatte ich mit ihm zu tun? Ich konnte mich nur daran erinnern, dass er in meiner Klasse ging. "Ähm. Sorry, irgendwie komme ich gerade nicht mit ... Was habe ich getan?" Hasserfüllt sah er mich an."Tue doch nicht so unschuldig. Ich kenne Destiny viel länger als du. Ich weiß, was sie durchgemacht hat, und wollte ihr dabei helfen. Und du spielst so mit ihr. Weißt du denn nicht, was ihr passiert ist?" Er schmiss seine Zigarette zu Boden und vertrat sie verächtlich. Ich verstand die Welt nicht mehr. Was meinte der Typ bloß? Inwiefern spielte ich mit Destiny? Verständnislos blickte ich ihn an: "Sag mal kannst du auch normal reden? So dass man auch mitbekommt, wovon du überhaupt sprichst?!" Marc machte ein parr Schritte auf mich zu. "Destiny war schon immer etwas Besonderes. Ich habe sie schon immer geliebt. Nur war ihr immer der Scheiss Freund auf den Fersen. Meine Fresse habe ich ihn gehasst. Trotzdem hatte ich Mitleid, als er starb. Aber nicht weil er tot war. Nein, darüber war ich eher froh. Mir tat Destiny leid. Sie hat sehr gelitten. Es ging nur langsam mit ihr bergauf. Und jetzt, wo es ihr besser geht, kreuzt du plötzlich auf und spielst den Freund. Sag mal hast du ne Ahnung, wie sehr sie leiden würde, wenn du sie abschieben würdest?" Er kam noch näher. Sein Atem stank nach Alkohol und Rauch. "Ich würde Destiny niemals enttäuschen ..." Ich wollte noch weitersprechen und sagen das Destiny eh mit mir den Kontakt abgebrochen hatte, als Marc die Hand zu einer Faust ballte und schrie:"Dann lass sie gefälligst in Ruhe, du arroganter Dreckssack!!!" Seine Faust traf mich mitten ins Gesicht.

 

D.P(Destiny's Perpektive): Schnell lief ich die Straße entlang. Es war kalt und ich wollte nach Hause. Gewaltsam zehrte der Wind an meinen Haaren. Schützend ­versuchte ich meine Hand vor meinem Gesicht zu halten. Ich ­versuchte meine Tränen zurückzuhalten.Tayler war heute nicht in der Schule gewesen. Marc auch nicht. Das interessierte mich aber nicht. Meine Gedanken schwirrten nur um eine Person. Tayler. Ich wollte mich bei ihm entschuldigen. Ich wollte ihm sagen wie verwirrt ich gestern war. Ich wollte ihm sagen, dass ich ihn brauchte. Ich musste mit ihm reden. Kurzerhand nahm ich mein Handy raus und gab Taylers Nummer ein. Ich wartete. Nach einigen Klingeln kam nur seine Mailbox. Mist. Was mache ich jetzt? Demotiviert steckte ich mein Handy wieder weg. Ich war so ein Versager. Auf einmal kam mir eine Idee. Wenn Tayler nicht zu mir kommen wollte dann ging ich halt zu ihm. Ich wusste, wo er wohnte. Es war ca.15 min. von mir entfernt. Fest entschlossen machte ich auf mich auf den Weg. Als ich angekommen war, atmete ich tief durch. Am liebsten wollte ich jetzt ganz schnell zurück. Was sollte ich denn sagen? Ich machte einige Schritte auf die Tür zu. Bloß keine Panik kriegen! Ich schloss die Augen, fasste mir ein Herz und klingelte.

 

T.P: Ich öffnete die Augen. Ein Schmerz durchzuckte mein Magen. Ich schloss sie sofort wieder. Etwas piepte regelmäßig neben mir. Langsam versuchte ich es wieder. Ein Schlauch verband das piepende Gerät mit meinem Arm. Aus meinen Augenwinkeln sah ich wie eine Frau auf mich zukam. "Geht es ihnen gut?" Fragte sie. Ich nickte. Doch das war gelogen. Mir ging es alles andere als gut. Ich wusste nicht mal, wo ich hier war und warum. Alles sah hier nach einem Krankenhaus aus. "Was ist passiert?" Fragte ich mit einem Schmerz verzehrenden Gesicht. Sie sah mich besorgt an. "Sie können sich nicht mehr daran erinnern?" Ich schüttelte bloß meinen Kopf. Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, war das Ich auf dem Weg zur Schule war. "Sie sind überfallen worden. Den Anhaltspunkt kennen wir leider noch nicht. Es war ein junger Mann etwa in ihrem Alter. Er hatte einen Vorteil ihnen Gegenüber und hat sie krankenhausreif geschlagen." Langsam dämmerte es mir. Marc. Aber wieso lag ich im Krankenhaus? Ich hätte mich doch wehren können. Er musste mich wohl irgendwie betäubt haben. Sei es auch nur ein Schlag gegen die Schläfe gewesen. Was für ein Idiot. Doch weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht mehr. Eine Kopfschmerzenswelle überfiel mich. "Haben sie Angehörige, die wir informieren können?" Fragte mich die Schwester. Ein weiterer Schmerz überrollte mich. Aber nicht wegen der Verletzungen. Nein, weil ich niemanden hatte, der sich für mich interessierte. "Ich habe einen Vater. Aber ich glaube nicht dass er sich Sorgen um mich machen würde ..." Presste ich hervor. "Wissen sie die Adresse? Und die Telefonnummer?" Ich gab die nötigen Informationen, wusste aber nicht was sie damit erreichen wollte. Sie trug die Daten ein und ging aus dem Raum.

 

D.P: Die Tür wurde aufgerissen. Ein Mann mit einer Bierflasche stand breitbeinig in der Tür. "Da bist du ja endlich!" Erstaunt musterte er mich. "Bist du nicht ein bisschen zu jung, Mädchen? Ich habe denen doch tausendmal gesagt, dass sie mir keine zu jungen Weiber schicken sollen." Er stöhnte. "Und dabei sollte sie doch schon vor zwei Stunden kommen ... Mein Sohn kann jeden Moment kommen."

 

Erschrocken sah ich ihn an. Was wollte er von mir? Und was war mit Tayler? Ich war kurz davor einfach wegzurennen, doch die Sehnsucht mich bei Tayler zu entschuldigen war größer. "Entschuldigung, ich wollte nicht stören.Ich fürchte sie verwechseln mich denn ich wollte eigentlich nur zu Tayler!" Er zog erstaunt die Augenbrauen hoch. "Tayler? Woher soll ich wissen, wo er sich herumtreibt. Normalerweise müsste er gleichkommen... Dieser Junge. Hätte ich ihn bloß nicht am Hals." Er verschränkte ungeduldig die Arme. Ich sah ihn entsetzt an."Er ist nicht zu Hause? Er war aber heute nicht in der Schule!" In diesem Moment klingelte sein Handy. Er gab mir zu verstehen, dass ich warten sollte. Ich biss auf meine Lippen. Die Sorge um Tayler machte mich verrückt. "Hallo?" Hörte ich die grobe Stimme. Ich beobachtete ihn. Auf einmal wurde er blass. "Wie bitte? Meinen sie wirklich Tayler? Da ...das kann doch gar nicht." Stammelte er. "Ist es lebensgefährlich?" Mir wurde heiß. Was war mit Tayler? Die Züge auf dem Gesicht des Vaters glätteten sich wieder ein wenig. "Ich komme sofort!" Mit diesen Worten legte er auf. Er ließ mich stehen und rannte in seine Wohnung. "Was ist denn jetzt mit Tayler?" Fragte ich ängstlich. "Er ist im Krankenhaus!" Hörte ich ihn rufen. Ich fasste mir ein Herz. Ich wollte zu Tayler. Egal ob ich dann eben mit seinem Vater fahren musste. "Ähm, könnte ich eventuell mitfahren?" Ich sah seinen Kopf, der jetzt durch die Tür erstaunt mich ansah. "Naja, warum nicht?" Sagte er kurz angebunden. Er hatte jetzt seine Jacke angezogen und einen gepackten Rucksack geschultert. Wir liefen zu seinem Auto. Meine Angst um Tayler wurde von Minute zu Minute schlimmer.

 

 


Kapitel 7

T.P: Ich spürte, wie etwas Nasses auf mein Gesicht tropfte. Eine Hand streichelte meine Wange. "Es tut mir leid!" Hörte ich eine tiefe brüchige Stimme. Kannte ich sie nicht irgendwoher? "Es tut mir leid, wenn ich dich immer vernachlässigt habe. Ich bin wohl das Letzte, was man einen Vater nennen könnte ..." Mein Gehirn fuhr Karussell. Ich konnte es nicht glauben. Das war sicher nur ein schöner Traum. Ich wollte nicht, dass er aufhörte. Ich wollte nicht die Augen öffnen. Sicher würde dann alles vorbei sein. Wieder strich die Hand über mein Gesicht. "Wenn du mir doch vergeben könntest." Auf einmal war das alles zu viel für mich. Die Tatsache, dass mein Vater mich endlich wollte, konnte ich noch keinen Glauben schenken. Immer hatte er mir das Gefühl ­gegeben unerwünscht zu sein. Ich fiel in einen tiefen Schlaf. Vor meinem inneren Auge sah ich mich in einer Schlucht. Ich konnte mich nicht bewegen. Alles war Dunkel. Ich sah, wie eine Gestalt auf mich zuging. Es war mein Vater. Sein Blick sprach für sich. Du bist es nicht wert, dass ich dir jetzt helfe. Langsam sah ich, wie er sich immer mehr entfernte. "NEIN! Bleib hier! Ich habe doch immer versucht ein guter Sohn zu sein ... " Ich schluchzte auf. Auf einmal merkte ich wie jemand meinen Namen beruhigend rief. "Tayler! Tayler, wach auf! Du hast nur schlecht geträumt ..." Ich öffnete die Augen. Vor mir war das müde Abbild meines Vaters. "Papa ..." Brachte ich herraus. "Du bist hier." Liebevoll sah er mich an. "Ja, ich bin hier. Du brauchst keine Angst zu haben!" Beruhigend strich er mir über die Hand. Ich konnte es noch immer nicht glauben. Ich hörte, wie die Tür aufging. "Ist alles in Ordnung? Ich habe jemanden schreien hören ..." Es war Destinys Stimme. Ungläubig drehte ich mich zu ihr um. "Du bist da?" Als sie sah, dass ich wach war, bekam sie Tränen in den Augen und lief auf mich zu. "Oh Tayler", schluchzte sie, "Es tut mir so wahnsinnig Leid was ich dir gesagt habe ..." Vorsichtig wischte ich eine Träne von ihrem Gesicht. "Ist schon okay. Sind wir wieder Freunde?" Sie musste unter ihren Tränen lachen. "Ja sind wir! Ich werde dich nicht mehr so schnell loslassen." Ich musste lächeln. Alles war so schön. Mein Vater war hier. Destiny war hier. Und alles war perfekt. Doch auf einmal durchzuckte mich ein Schmerz. So perfekt war es vielleicht doch nicht. Doch irgendwie liebte ich diese Schmerzen. Durch sie hatte ich meinen Vater und Destiny wieder bekommen. Wer hätte gedacht, dass ich Marc einmal so dankbar dafür wäre? Sanft streichelte mein Vater mir meine Hand. Ich lächelte ihn glücklich an. Wieder hörte ich diese Worte. "Es tut mir leid!" Sie kamen leise und ich sah Tränen in seinen Augen. Ich hatte es also nicht geträumt. Mein Vater entschuldigte sich bei mir. Ich umfasste seine Hand. "Ist schon okay!" Wiederholte ich die selben Worte wie bei Destiny. Jetzt konnte er richtig lächeln und dankbar sah er mich an. Ich merkte, wie ich müde wurde und zufrieden die Augen schloss. So sollte es jetzt für immer bleiben.

 

D.P: Er sah so friedlich aus. Genauso wie vor paar Tagen als er geschlafen hatte. Nur dass er jetzt im Krankenhaus lag und nicht in meinem Wohnzimmer. Sein Vater war ein anderer Mensch geworden. Ich freute mich für Tayler. Endlich hatte er die Aufmerksamkeit, die er verdiente. Die Krankenschwester kam rein. "Wie geht es ihm?" Taylers Vater und ich antworten gleichzeitig: "Ganz gut!" Die Schwester messte Taylers Puls. "Ja, ihm geht es tatsächlich besser. Sein Puls ist gleichmäßig und stark. Ich werde den Arzt informieren. Dann bekommen sie nähere Angaben, wann er wieder raus darf," Wir nickten stumm. Ich sah wie Taylers Vater sich müde die Augen rieb. "Sie können sich hinlegen. Ich kann bei ihm bleiben! Natürlich nur, wenn sie wollen. Aber sie sehen aus als ob sie dringend Schlaf brauchen." Er zögerte. Doch dann nickte er dankbar und ging leise aus dem Raum. "Ich bin in 3 Stunden wieder da, okay?" Ich stimmte zu und setzte mich zu Tayler. Wo war Marc eigentlich? So ein Mistkerl! Erst einen auf harten Mann machen und dann abhauen. Und dann wollte er noch dass ausgerechnet ich mit ihm ausging. Kannte er mich wirklich so schlecht? Tayler bewegte sich und ich schob die Gedanken von Marc beiseite. Tayler brauchte mich jetzt.

 

T.P: Ich schlug die Augen auf. Es war mittlerweile schon dunkler geworden. Ich sah, wie eine Person die Hände auf meinem Bett gestützt hatte und schlief. Sie schreckte auf. Es war Destiny. Ihre Harre waren verwuschelt und hingen unordentlich über ihrem Gesicht. "Du bist ja wach!" Sagte sie noch verschlafen. "Du ja auch!" Grinste ich. Sie lächelte. "Dir geht es ja offenbar gut. Willst du etwas trinken?" Auf einmal merkte ich, wie großen Durst ich hatte. Dankbar nickte ich. "Ich bin gleich da!" Sie verschwand durch die Tür. Ich guckte zur Seite auf meine Nachtkomode. Mein Handy lag dort. Es blinkte. Ich überlegte. Sollte ich es nehmen? Ich wollte eigentlich nicht an die Außenwelt denken aber irgendetwas zwang mich dazu. Destiny hatte versucht anzurufen. Was sie mir wohl hätte sagen wollen? Eine unbekannte Nummer erschien auf meinem Bildschirm. Ich rief meine Mailbox ab. Eine schwankende Stimme meldete sich zu Wort: "Ich hoffe, dass das dir eine Lehre war. Lass Destiny in Ruhe!" Ich hörte, wie er ein Rülpsen unterdrücken musste. "Sie gehört mir, klar?" Ich musste trotz dieser Drohung schmunzeln. Wie wichtig er sich vorkam. Als hätte er etwas zu melden. Die Tür ging auf. Destiny kam mit einem Glas Wasser und einer Krankenschwester rein. Sie strahlte mich an.

 

D.P: "Tayler du kannst bald nach Hause! Sie wollen dich nur noch für eine Nacht zur Beobachtung dalassen." Ich war überglücklich. Es war einfach toll zu wissen dass Tayler hier raus konnte. Er lächelte. Erstaunt guckte ich ihn an. Bevor ich etwas sagen konnte, trat Krankenschwester an sein Bett. Sie fragte ihn, wie es mit seinen Verletzungen ginge. Als sie endlich fertig war, ging sie nach draußen. Ich ging auf Tayler zu. "Freust du dich gar nicht?" Ich setzte mich auf sein Bett. Er sah mich entschuldigend an. "Doch klar. Ich war nur gerade mit den ­Gedanken wo anders..." Ich wollte ihn fragen, wo er den mit seinen Gedanken war als mir das Handy in seiner Hand auffiel. "Tayler?" Fragte ich langsam. "Hat Marc sich gemeldet?" Er drehte seinen Kopf weg und schaute aus dem Fenster. "Nein, nur eine Mailboxnachricht ..." Ich wurde hellhörig. "Was hat er denn gesagt?" Er schaute noch immer raus. "Destiny... Er war betrunken! In diesem Zustand sagt man oft Dinge, die man im realen Leben gar nicht ausführen kann ..." Ich zog eine Augenbraue hoch. "Ach wirklich? Marc hat dich schon einmal betrunken krankenhausreif geschlagen!" Tayler zuckte bei diesen Worten zusammen. "Er hat mich betäubt. Das ist nicht schwer auf einen einzuschlagen der sich nicht wehren kann!" Verteidigte er sich. Ich nahm beruhigend seine Hand. "Ich weiß. Trotzdem dürfen wir ihn nicht unterschätzen ..." Tayler starrte auf die Decke. Anscheinend zog er es vor zu schweigen. Ich sah ihn an. Warum war er nur so anziehend? Er war perfekt. Alles an ihm war perfekt! Sein Charakter. Seine Humor. Sein Lächeln. Ich schüttelte den Kopf. Diese Gedanken sollten verschwinden. Er sollte nur ein guter Freund bleiben. Wenn ich ihm mein ganzes Herz öffnen würde, wäre das viel zu risikoreich. Ich würde noch nicht so weit sein und das würde unsere kostbare Freundschaft gefährden. Ich durfte mich in Tayler nicht verlieben.

 

 


Kapitel 8

T.P: Ich spürte Destinys Blick auf mir. Sollte ich ihr erzählen, warum mich Marc verprügelt hatte? Dass er froh über den Tod ihres Freundes war und sie "liebte"? Mir fiel das Glas Wasser, auf das sie noch immer in der anderen Hand hielt. "Hey, ich dachte du wolltest mir noch etwas zu trinken geben?!" Noch immer starrte Destiny mich an. Sie schreckte auf. "Ja natürlich. Kannst du alleine trinken?" Ich sah sie an. Ich war ja verletzt aber noch lange nicht, sodass ich mich füttern lassen musste. Dieser Blick sagte alles. Sie gab mir das Wasser. Gierig leerte ich es im einen Zug. "Danke." Ich grinste. Destiny schaute mich fragend an. "Willst du noch mehr?" Ich schüttelte den Kopf merkte aber dass das keine gute Idee war. Mein Kopf explodierte fast. Ich stöhnte auf und sank auf mein Kissen zurück. "Tut dir der Kopf weh?" Fragte sie mich vorsichtig. Ohne eine Antwort abzuwarten, lief raus. "Ich hole eine Aspirin-Tablette, okay?" Und schon war sie weg. Ich dachte nach. Sollte ich wirklich vor Marc Angst haben? Ach Quatsch, das war doch lächerlich. Er war einer der bemitleidenswerten Menschen, die ich überhaupt kannte. Destiny's Freund den Tod wünschen! Wieder fragte ich mich, ob ich ihr es erzählen sollte. Ich wollte es ihr nicht antun. Aber sie hatte ein Recht darauf es zu erfahren. Aber noch nicht jetzt. Später vielleicht. Ganz sicher. Die Tür wurde geöffnet ... .

 

D.P: Tayler war wieder eingeschlafen. Sein Vater dürfte jeden Moment eintreffen. Ich sah Tayler an. Sein Handy lag neben ihn. Sollte ich es wagen? Nein, das wäre nicht richtig. Ich würde das Vertrauen brechen. Aber der Gedanke ließ mich einfach nicht los. Zögernd streckte ich die Hand aus, zuckte aber gleich wieder zusammen, da sich die Tür öffnete. Taylers Vater, sichtbar erholt, trat ein. Er lief auf mich zu und reichte mir die Hand. "Danke, dass du so lange bei Tayler warst. Ich bin jetzt bei ihm. Du kannst jetzt gehen. Morgen ist doch Schule, oder?" Ich nickte. Er sprach weiter. "Das hätte ich ja fast vergessen. Du kannst ja schlecht zu Fuß laufen. Hier ist Geld fürs Taxi" er reichte mir einige Münzen. "Pass bloß auf die betrunkenen Menschen, die da nachts randalieren. Ich weiß wovon ich spreche. Mit den Männern ist nicht zu spaßen!" Ich nickte wieder und ging durch verschiedene Gänge aus dem Krankenhaus. Erst jetzt merkte ich, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Schnell lief ich zu einem Taxi, das vor dem Krankenhaus wartete, und fragte, ob sie mich fahren könnten. Erleichtert stieg ich ein und fuhr nach Hause. Dort angekommen bemerkte ich, dass ich 11 entgangene Anrufe hatte. Alle waren von meiner Mutter. Shit. Das hatte ich auch vergessen. Meine Mutter musste ja krank vor Sorge um mich sein.

 

D.P: Meine Mutter stürzte auf mich zu."Destiny! Gott sei Dank, dir ist nichts passiert!" Ihre besorgtes Gesicht konnte ich nicht definieren. Es war eine Mischung aus Angst, Ungeduld und Zorn. Ich wich zurück. Wieso war ich nur so dumm? Ich hätte ihr doch einmal Bescheid sagen können oder zumindest eine kleine Nachricht senden können. Nur leider hatte ich es völlig vergessen. "Es tut mir Leid Mum, es ist meine Schuld! Ich habe überhaupt nicht daran gedacht. Tayler liegt im Krankenhaus und ich musste unbedingt zu ihm." Meine Mutter blickte mich fragend an. "Tayler? Was hat er denn? Ist es etwas Ernstes?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein, nur ein paar Verletzungen und Kopfschmerzen. Er wurde von einem Jungen aus meiner Klasse verprügelt." Ich wurde wieder wütend als ich an Marc dachte. Irgendwie war es nicht nur Wut, die mich überfiel. Trauer, Schmerz und Übelkeit bildeten sich wie eine eiserne kalte Kette um mein Herz. Mir wurde schwindelig. Meine Mutter sah das und schob mich ins Haus rein. "Alles Okay?" Fragte sie mich sorgenvoll. Auf einmal sah ich schwarze und rote Punkte vor meinen Augen tänzeln. Ich ­versuchte irgendwo einen sicheren Halt zu finden. Doch es wurde nur schwarz vor meinen Augen. Nur Dunkelheit um mich herum. Es war schön, sich nicht mehr Sorgen machen zu müssen. Ich wollte jetzt nicht nachdenken. Ich gab meinen zitterten Beinen nach und stürzte auf den Boden. Eine tiefe Ohnmacht überschattete mich.

 

D.P: Langsam kam ich zu mir. Vorsichtig ­versuchte ich die Augen zu öffnen. Sichtliche erleichtert sah mich meine Mutter an. "Geht es dir gut?" Ich nickte. Und das stimmte wirklich. Jedenfalls für diese Situation. Ich hatte keine Schmerzen, oder sonst noch etwas, was mich beunruhigen könnte. Meine Mutter lächelte beruhigt. "Das ist gut. Ich glaube du hattest nur einen kleinen Schwächeanfall ..." Sie sah mich mitfühlend an. "Weißt du Destiny, manchmal denke ich das Es bestimmt besser wäre, wenn du mal abschalten könntest. Seit dein Freund gestorben ist, bin ich am überlegen dich für eine Zeit in Kur zu schicken." Nachdenklich sah sie auf das Foto von mir und meinen toten Freund. Sie fuhr fort: "Ich dachte es würde wieder mit dir bergauf gehen. Nachdem der Tod jetzt schon so lange her ist. Aber ich sehe es dir an das Es dir noch immer nicht gut geht. Du bist viel anfälliger als damals. Früher konnte dich kein Sturm mitreißen ..." Ich atmete schwer. So sehr wie ich mich auch dagegen wehrte. Sie hatte recht. Ich war nicht mehr die positiv Denkende von damals. Aber ich wollte nicht weg. Nicht jetzt. Tayler war hier und ich war mir noch immer nicht im Klarem, was ich für ihn empfand. Ich musste es herausfinden. Meine Mutter unterbrach mein Gedankenstrom. "Was sagst du dazu?" Zögernd holte ich Luft ... .

 

 


Kapitel 9

T.P: Ich packte meine Sachen unordentlich in meinen Rucksack. Mein Vater dürfte jeden Moment kommen, um mich abzuholen. Ich war gerade dabei meine Duschsachen, die mein Vater mir mitgebracht hatte, einzupacken, als plötzlich mein Handy klingelte. Destinys Bild erschien auf meinen Bildschirm. Ich nahm ab. "Hey!" Sagte ich leise. Mein Zimmernachbar, der heute erst in mein Zimmer gekommen ist, schlief."Hi ..." Destinys Stimme klang müde und angespannt. Ich wusste sofort das etwas nicht stimmte. "Eyy, was ist los?" Ich ­versuchte meine Stimme eine Selbstsicherheit zu verleihen. Allerdings wusste ich nicht, ob mir das gelang. Destiny räusperte sich. "Nun ja, ich wollte dich etwas fragen ..." Ich zog die Augenbrauen in die Höhe. Was meinte sie? Hatte ich irgendetwas verbrochen? Als sie nicht weitersprach fragte ich ungeduldig: "Und? ..." Man hörte sie schlucken. Offenbar kämpfte sie gerade mit sich selber, ob sie es mir sagen sollte. Endlich fing sie an: "Ich habe dich angerufen, weil ich nicht wusste, wie ich mich entscheiden soll. Meine Mama will, dass ich eine Kur mache. Aber ich weiß nicht, ob ich jetzt einfach gehen soll ..." Mich durchzuckte ein Schmerz. Ich wollte nicht, dass sie geht. Und das musste sie doch wissen. "Wie lange denn?" Meine Stimme klang heiser. Sie sprach leise: "Mindestens 6 Wochen."

 

D.P: Ich hörte seinen Atem durchs Smartphone. "6 Wochen?" Ich nickte. Bis mir dann einfiel, dass er mich ja nicht sehen konnte. "Ja ... Vielleicht auch länger!" Tayler schwieg. Dann räusperte er sich. "Gibt es nicht eine andere Möglichkeit?" Ich antwortete: "Nein, eigentlich nicht. Meine Mama sagt, dass ich unbedingt eine Pause von unserem Haus, meiner Vergangenheit und ihr haben sollte ..." Ich lag auf meinem Bett und starrte die Wand an. Tayler atmete laut auf: "Destiny! Ich hab eine Idee! Wie wär­'s wenn du zu mir ziehen könntest? Dann hättest du doch deine Pause und ..." Mein Gehirn lief Marathon. Zu Tayler? Daran hatte ich gar nicht gedacht. Würde meine Mutter es erlauben? Tayler unterbrach meine Gedanken indem er mir allmöglichen Vorschläge, Varianten und Pläne unterbreitete. Er war wie ein glückliches Kind was zum ersten mal ein Eis bekommen sollte. "Oh wow Destiny, kannst du dir vorstellen, was wir alles machen könnten? Und wenn du mal auch allein sein willst dann ..." Er redete tapfer weiter. Ich lächelte. Wie ich ihn jetzt schon vermisste. Mein ganzes Wesen sehnte sich danach, die Erlaubnis von meiner Mutter zu bekommen. Tayler beendet seine Rede: "Was sagst du dazu?" Ich lachte. Es war ein glückliches befreiendes Lachen. Das Lachen was ich so oft bei Tayler verspürte: "Da fragst du noch? Ich würde wirklich gerne zu dir! Ich hoffe nur, dass meine Mutter es erlaubt ..." Und schon war Tayler wieder ganz wieder in sein Element. "Bestimmt. Und wenn nicht werde ich eigenhändig sie darum anbetteln. Hast eigentlich schon darüber nachgedacht ob man eine Mondnacht machen sollte. Bei Vollmond selbstverständlich. Wir würden dann die ganze Nacht ..." Und so ging es weiter. Ich lächelte glücklich. Das Leben ist so schön.

 

T.P: Nachdem ich aufgelegt hatte, hörte ich auch schon ein Klopfen an der Tür. Mein Vater kam gut gelaunt ins Zimmer. Schnell steckte ich die restlichen Sachen in die Tasche. "Dad?" Fragte ich schnell. Er sah mich fragend an. Ich setzte fort: "Ich habe Destiny gesagt, dass sie für ein paar Wochen zu uns kann ..." Mein Vater guckte mich erstaunt an. "Meinetwegen! Aber ich kann dir doch vertrauen oder?!" Ich musste lachen. Der Gedanke kam mir sehr abwegig vor das Er mir vielleicht nicht vertrauen könnte. "Ist ok Dad. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Destiny würde sich nie auf mich einlassen. Dazu ist sie viel zu vorsichtig!" Ich schluckte die bittere Wahrheit runter und fügte leise hinzu: "Jedenfalls nicht jetzt ..." Mein Dad klopfte auf meine Schulter. "Naa dann weiß ich nichts was dir im Wege stehen könnte!" Ich umarmte ihn dankbar. "Danke Dad!" Wir nahmen unsere Sachen und meldeten uns bei der Empfangstheke ab. Ich ­genoss es die kalte Luft in meinem Gesicht zu spüren. Ich war zwar nicht lange im Krankenhaus gewesen aber es ­reichte aus um mich in der frischen Kälte wohlzufühlen. Mein Vater führte mich zum Wagen. Als wir losfuhren, schaltete mein Dad die Radiomusik aus. "Tayler, ich muss mit dir reden ... Du musst wissen, dass es mir aufrichtig leidtut, was in unserer Vergangenheit passiert ist. Ich schätze mal ich gehörte nicht zu den besten Vätern." Er lächelte ein bisschen. Ich sah, dass er traurig über diese Tatsache war.

Er sprach weiter: "Naja wie jede Sucht bringt auch die Alkoholsucht Folgen mit sich. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich trocken bin ... aber mit Gottes Hilfe schaffe ich es! Da bin ich mir sicher." Mir kamen ungewollt die Tränen. "Ich werde immer an dich glauben Dad, egal was passiert!" Mein Vater blinzelte gegen die Sonne. "Wenn ich gewusst hätte, was ich an dir hab, wäre ich viel früher zu dir gekommen!" Ich schüttelte meinen Kopf. "Es ist schon okay, Dad! Sprich einfach weiter." So fuhr er fort: "Jedenfalls werde ich jetzt versuchen mir einen Job zu suchen und dir ein normaler Vater zu sein. Ich bin so froh das Du mir eine zweite Chance gibst. Das würden nicht alle tun ..." Wir waren zu Hause angekommen und zum ersten Mal als ich das mehrstöckige Haus erblickte fühlte ich mich willkommen. Mein Vater wollte mich und ich wollte ihn.

 

D.P: Ich stürmte aus meinem Zimmer raus. Eigentlich hatte ich Angst vor der Reaktion meiner Mutter. Aber ich konnte nicht anders. Meine Mutter hatte sich heute freigenommen. Sie wollte mich nicht allein lassen und hatte offenbar mehr Respekt vor den Ohnmachtsanfall als ich selber. Ein appetitlicher Duft strömte aus der Küche raus. Meine Mutter empfing mich mit einem Lächeln. "Ich hab mir gedacht, wenn ich mal zu Hause bin, dann koche ich dir auch schon ein leckeres Essen!" Sie stellte die Spaghettis auf den Tisch und redete weiter: "Setz dich! Hast du dich schon entschieden? Wegen der Kur?" Ich setzte mich und versuchte mich zu entspannen. Ich wollte nicht wieder enttäuscht werden. Also musste ich meiner Mutter mein Anliegen möglichst schonend unterbreiten. Sie häufte eine riesige Portion auf meinen Teller. "Nun mein Schatz?" hakte sie nach. Ich rutschte unruhig auf meinen Stuhl hin und her. "Naja, Tayler hat gerade angerufen ..." "Ist das so?" Meine Mutter, offenkundig nicht überrascht von dieser Tatsache, schöpfte nun auch sich einen Teller voll. "Ja." Jetzt setzte ich auf volles Risiko: "Er hat mir vorgeschlagen, dass ich eventuell um auf andere Gedanken kommen, bei ihm für paar Wochen einziehen könnte. Das wäre viel besser und ich hätte auch mehr Spaß. Außerdem ..." Ich holte Luft, um weiter zu sprechen, wurde aber von meiner Mutter unterbrochen. "Schatz, ich frage dich jetzt ganz persönlich. Findest du es selber richtig für dich? Glaubst du, dass es dir dann später besser gehen wird? "Ich senkte meinen Blick auf meinen vollen Teller. Leise sagte ich: "Ja ..." Dann spürte ich eine Hand auf meiner. Ich sah meine Mutter an. Sie guckte mich herausfordernd an. Deutlich lauter und mit einer selbstsicheren Stimme wiederholte ich es: "Ja, das glaube ich!" Ich sah wie sie mich mit ­einen stolzen "Das-ist-meine-Tochter" Blick anschaute. "Naa dann ... Bleib aber nicht zu lange wach!" Sie setzte ein gespieltes strenges Gesicht auf. Wir lachten beide los.

 

 


Kapitel 10

T.P: Es war jetzt schon eine Woche her, dass ich aus dem Krankenhaus kam. Destiny sollte in paar Tagen zu mir "ziehen". Als ich vor 7 Tagen in unsere Wohnung trat, konnte ich sie gar nicht mehr erkennen. Mein Vater hatte alle Rückstände von der Alkoholsucht beseitigt. Ich konnte mich dann noch ganz deutlich erinnern, wie ich sie verlassen hatte. Dreckig, vollgestapelt und überall waren Alkoholflaschen verteilt. Der Unterschied war gravierend. Es war, als ob diese Veränderung auch auf unseren Neuanfang hinwies. Alles was auf unseren früheren Status gehörte war aufgeräumt und aus den Leben verbannt worden. Wir waren jetzt eine ganz normale Familie. Und ich war froh, dass Destiny jetzt erst kam. So konnten wir ihr ein gutes Zuhause bieten.---3 Tage später--- Ich schaute ungeduldig durch mein Fenster auf die Straße. Destiny sollte bald kommen. Ich hatte sie seit dem Krankenhausbesuch nicht mehr gesehen.Endlich sah ich zwischen den ganzen Autos den Wagen. Ich hatte es mir bei Destiny angeschaut. Jetzt erkannte ich es wieder. Der einfache VW hielt an und Destiny stieg aus raus. Ich konnte mich nur mit Mühe beherrschen nicht die Treppen runterzulaufen, die Tür aufzureißen und auf sie losstürmen, um sie zu umarmen. Stattdessen lehnte ich mich locker zurück, überprüfte noch einmal meine Frisur und lief langsam zu Tür. Es klingelte. Also waren sie schon im Flur. Ich öffnete die Tür. Destiny stand mit Taschen in der Hand und ihrer Mutter, die etwas unsicher sich alles anschaute, vor der Tür. Ohne Vorwarnung umarmte mich Destiny schnell. Zu schnell um die Umarmung erwiedern zu können. Sie lächelte schüchtern und bedankte sich noch einmal, dass sie hier sein durfte. Destinys Mutter stand noch immer hilflos im Türrahmen. "Kommen sie doch rein." Mein Vater stand hinter mir und bat sie mit einer freundlichen Geste hinein. Ihr anfängliches Misstrauen war verschwunden. Ein Lächeln, genau das Abbild ihrer Tochter, erschien auf ihrem Gesicht.

 

D.P: Zögernd legte ich meine Tasche auf Taylers Bett. Er kratzte sich verlegen am Kopf. Am liebsten hätte ich jetzt angefangen zu lachen. Es sah so witzig aus, wenn man sehen konnte, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Ich hielt mir den Mund zu. Aber meine vor Lachen zuckende Schultern verrieten mich. "Eyy!", sagte er gespielt beleidigt. "Da gibt es nichts zu lachen!" Jetzt konnte ich mich gar nicht mehr zurückhalten. Ich bekam Bachschmerzen vor Lachen. Das konnte Tayler natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Er stürzte sich auf die Kissen, die auf dem Sofa lagen. Ich begriff schnell. Schon sauste das erste Kissen in meine Richtung. Ruckartig duckte ich mich und sprintete zum Kissen. Jetzt hatte ich auch eine Waffe. Schon sah ich Tayler. Mit mehreren Sofakissen bewaffnet und einem hämischen Grinsen. Ich feuerte mein Kissen auf ihn. Das heißt, ich wollte es. Tayler wich zur Seite aus. "Das ist gemein! Ich habe kein Kissen mehr!" Beschwerte ich mich lachend. "Dann hol dir doch welche!" Er hatte ein siegessicheres Lächeln aufgesetzt. Ich schaute mich schnell um. Um die Kissen erreichen, musste ich an Tayler vorbei. Aber dann wäre ich rettungslos verloren gewesen. Noch immer grinsend zielte er schon auf mich. Diese Gelegenheit nutze ich. Ich rannte, als ob es um mein Leben ging, zu meiner Rettung. Die Schüsse die Tayler abfeuerte verfehlten mich knapp. Schnell fing ich noch im Rennen ein Kissen auf. Triumphierend klemmte ich meine Munition unter die Arme, um noch weitere zu sammeln. Nun war es an Tayler schleunigst das Weite zu suchen. Doch ich fackelte nicht lange und traf Tayler. Gespielt verletzt stürzte er zu Boden und robbte zu den Kissen. Währenddessen attackierte ich ihn weiter. Unbeeindruckt belud er sich mit Kissen. So kämpften wir unermüdlich weiter. Schwer keuchend lagen wir 5 Minuten später auf den Boden. Langsam stemmte Tayler sich hoch. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen.

 

T.P: "Wer hat gewonnen?" Fragte ich endlich noch immer keuchend. Jetzt erhob sich Destiny auch. "Ich natürlich!" Lachte sie. "Haha ja klar!" Ich boxte ihr leicht gegen den Arm. Wir ließen uns wieder sinken. Auf einmal hörte ich meinen Magen knurren. "Hast du auch so viel Hunger wie ich?" Fragte ich. Sie lachte: "Jap! Was gibts?" Ich überlegte. Wie hatten noch eine Steinofenpizza im Kühlschrank. Die würde es auf alle Fälle für's erste Tun. So machten wir uns an die "Arbeit". Im Grunde genommen nur den Backofen vorzuheizen und die Pizza reinschieben. Als sie fertig war, holte ich die Pizza raus und gab Destiny die Hälfte. Sie sah mich mit großen Augen an. "Das schaffe ich niemals!" Ich grinste: "Wir können ja ein Wettessen machen!" Destiny schüttelte nur den Kopf. "Lass mal lieber. Wir wissen beide wer gewinnen würde." Also beließ ich es dabei. Destiny hatte nicht mal ein Stück zu Ende gegessen, als sie den Teller wegschob. Erstaunt sah ich sie an. Ich wusste ja das Mädchen in der Regel weniger aßen aber das schien mir reichlich übertrieben. "Eyy, ist das dein Ernst? Du verhungerst mir ja noch!" Entschuldigend sah sie mich an. "Ich habe jetzt grade einfach nicht so viel Hunger ..." Sie starrte auf das Essen. Solange es nur bei "Dieses Mal" blieb, hatte ich nichts dagegen. Nur leider war es nicht der Fall. Das sollte sich schon bald herausstellen. Destiny aß immer weniger. Manchmal hatte sie überhaupt keinen Appetit. Wir machten den ganzen Tag Quatsch und benahmen uns alles andere als Erwachsen. Trotzdem litt Destiny weiter. Ein Teil von ihr war glücklich und froh, ein anderer war aber traurig und verängstigt. Ich wusste, dass wir die gemeinsame Zeit beide genossen. Und doch ... Was war im Weg? War es am Ende noch immer Tod ihres Freundes? Ich beschloss mit Destiny darüber zu reden.

 

D.P: Ich stocherte in meinem Essen herum. Letzter Zeit hatte ich kein Hunger mehr und mich störte das Selbst. Was war nur los mit mir? Ich bemerkte Taylers besorgten Blick und zwang mich noch einen Bissen zu nehmen. Meine Augen brannten. Ich wollte nicht weinen. Seine Hand berührte meine. "Hey, sieh mich an!" Ich wollte nicht das Tayler meine Tränen sah. Ich war stark, und starke Menschen weinen nicht. Jetzt nahm Tayler mein Gesicht mit seinen Händen. Ich sah ihm in die Augen. Sein Gesicht sprach Bände. Er machte sich Sorgen um mich und ich war daran schuld. Er brauchte einen Moment, bis er weitersprechen konnte. Doch er schloss den Mund wieder. Stumm ging er um den Tisch herum auf mich zu und nahm mich in die Arme. Jetzt weinten wir beide und ich gab mir keine Mühe mehr die Tränen zurückzuhalten. Tayler streichelte meinen Rücken und ich ließ es zu. Ein gewisses Gefühl der Geborgenheit machte sich in mir breit. Ich hatte das Gefühl, das wir uns wunderbar ergänzten. Jetzt löste sich Tayler von mir und sah mich tränenverschmiert an. "Ich muss dir etwas sagen Destiny!" Ich nickte und wartete. Er sprach weiter: "Schon seitdem ich dich im Supermarkt kennengelernt habe, habe ich dich sofort in mein Herz geschlossen ..." Ich lächelte unter Tränen, als ich an den Tag dachte. Tayler schluckte und fuhr fort: "Mehr noch. Ich habe dich seitdem geliebt. Aber ich wollte es nicht zugeben. Du hattest schon ohne mich genug Schwierigkeiten ... Außerdem ..." Er wurde von mir unterbrochen. Sanft strich ich über seine feuchte Wange und küsste ihn. Er übernahm sofort und festigte seinen Griff um mich. Wir lösten uns beide und Tayler schaute mich erstaunt an. "Also liebst du mich auch?" Ich musste lachen "Ich glaube schon!" Er wollte mich wieder umarmen, als er innehielt. "Warte, ich muss dir noch was sagen ... Wegen Marc!" Jetzt war es an mir, komisch zu gucken. Er fuhr fort: "Bevor er mich bewusstlos geschlagen hatte, hatte er mir gesagt, dass er dich liebt." Ich versuchte, mich zu beherrschen. Wieso sollte Marc mich lieben? Der weiß ja bestimmt nicht mal was Liebe ist. Dass er mich gegen meinen Willen geküsst hatte, zeugte nur davon, dass er mich offenbar nicht genug "liebte". Hätte er es getan, dann hätte er mir mehr Zeit gegeben. "Marc interessiert mich nicht." Sagte ich und wusste das Es wirklich die Wahrheit war. Tayler kaute sich auf die Unterlippe und sprach zögernd: "Bist du denn an eine Beziehung mit mir interessiert?" Ich wollte "JA" schreien. Aber ich musste mich beherrschen. Ich wusste, dass ich für eine richtige Beziehung noch nicht ganz bereit war. Was wäre, wenn irgendetwas passieren würde? "Tayler, ich ..." Er sah mich enttäuscht an. "Ist okay, ich verstehe dich!" Er wollte aufstehen aber ich hielt ihn zurück. "Gib mir bitte noch Zeit! Bitte, ich ... ich würde nämlich wirklich gerne mit dir zusammen sein. Aber es ist schwer zu erklären ..." Er nickte und versuchte ein ermunterndes Lächeln aufzusetzen. Was ihm allerdings nicht ganz gelang.

 

 


Kapitel 11

T.P: Ich packte meine Sachen ganz langsam und leise in meine Tasche. Heute war Schule und ich wollte Destiny nicht aufwecken. Sie war nach den Ferien für eine Zeit krankgeschrieben worden. Mein Vater arbeitete seit einiger Zeit in einem guten Betrieb. Ich war stolz auf ihn, dass er bis jetzt noch kein einziges Mal Alkohol angerührt hatte. Am liebsten hätte ich mich jetzt zurück aufs Bett geworfen und geschlafen. Ich unterdrückte den Drang, meine Augen zu schließen. Mein Essen verstaute ich noch schnell in meinen Rucksack. Gerade wollte ich gehen als Destiny mit verwuschelten Haaren in die Küche kam. Mit einem verwirrten Gesichtsausdruck sah sie mich verschlafen an. "Wieso bist du schon wach?" "Schule!" Erwiderte ich. Sie klatschte sich mit der Handfläche an ihre Stirn und seufzte: "Ach ja stimmt! Soll ich vielleicht nicht trotzdem mitgehen?" Ich schob sie zum Zimmer zurück und antwortete hartnäckig: "Nein! Du bleibst hier und ruhst dich aus, okay?" Sie öffnete den Mund um zu protestieren schloss ihn aber sofort, als sie meinen warnenden Geschichtsausdruck sah. "Okay!" Gab sie sich geschlagen und ließ sich aufs Bett plumpsen. Ich schulterte meinen Rucksack und drehte mich noch einmal zu Destiny um. Gespielt beleidigt sah ich sie an: "Bekomme ich nicht mal eine Umarmung?" Sie schüttelte den Kopf, lachte dann aber und drückte mich kurz. Als ich aus der Wohnung trat, wurde mir bewusst wie sehr ich Destiny liebte. Egal wie oft ich dieses Gefühl unterdrücken wollte. Es klappte einfach nicht. Es tat mir weh sie jeden Tag zu sehen, aber sie nicht mal berühren zu dürfen. Also tat ich, worin ich mittlerweile schon gut war: Warten!

 

D.P: Ich schreckte auf. Hatte da gerade jemand geklingelt? Ich schaute auf mein Handy: 9:04 Uhr. Tayler konnte es nicht sein und sein Vater kam erst abends nach Hause. Es klingelte wieder an der Tür. Diesmal energischer. Zögernd stand ich auf und lief zu Tür. In diesen Momenten wäre ein Guckloch ganz gut. Aber wer hätte es gedacht, hier war keiner. Wieder klingelte es. Genervt öffnete ich die Tür und erstarrte. Kaira und Marc standen vor mir. Irre ich mich oder war Marc gewachsen? Er sah mich düster an. Kaira fiel mir jetzt um den Hals. "Destiny, wo warst du die ganze Zeit?" Ich erinnerte mich an die Anrufe von Kaira die ich ignoriert hatte. Kaira redete weiter: "Ich habe dich die ganze Zeit angerufen und bin sogar bei deiner Mutter gewesen. Aber sie hat gesagt du wärst auf so ne Kur oder so ..." Meine Kehle war zugeschnürt und ich rang schon fast nach Luft. Krampfhaft hielt ich mich an der Wand fest. Kaira sah mich besorgt an. Marc meldete sich jetzt zu Wort: "Wo ist Tayler?" Ich hörte den drohenden Klang in seiner Stimme. "Wer hat euch gesagt, dass ich hier bin?" Endlich bekam ich etwas heraus. Es war allerdings nicht sehr viel mehr als ein Krächzen. "Wir wollten zu Tayler, um ihn zu fragen, wo du bist. Marc war sich sicher, dass er etwas damit zutun hatte ... Ich habe dich schon seit Wochen nicht mehr gesehen!" Ich nickte langsam uns hackte nach: "Und warum seid ihr nicht in der Schule?" Marc zuckte mit den Schultern. " Du gehst eben vor!" Grinste er dann. "Ich bin krankgeschrieben und Tayler ist in der Schule! Also ...? Ich war kurz davor, die beiden aus der Wohnung zu schieben. Mir war schlecht, wenn ich nur Marc sah. Für Kaira tat es mir Leid aber sie war selber Schuld, wenn sie mit IHM hierher kam. Mir wurde kalt ich hatte nur meine Schafsachen an und die Tür war noch immer offen. Marc trat an mich heran. Sofort legte ich meine Arme schützend um mich. "Du kannst mit uns mitkommen, Destiny! Deine Mutter hätte bestimmt nichts dagegen." Ich schüttelte entschieden den Kopf und schob ihn zur Tür hinaus. Verdattert sah er mich an. Ich murmelte ein "Tut mir Leid!" in Kairas Richtung und zeigte ihr den Ausgang. Verletzt und ungläubig sah sie mich an. Ohne Worte verließ sie den Raum.

 

T.P: Die Lehrerin durchbohrte mich mit ihrem scharfen Blick. "Tayler! Das ist schon das dritte Mal, dass du nicht aufpasst. Du musst dich anstrengen, wenn du das Schuljahr schaffen willst!" Ich nickte nur und versuchte mich auf die Aufgaben zu konzentrieren. Aber es gelang mir nicht so richtig. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu Destiny ab. Die Tür zum Klassenraum wurde aufgerissen. Marc und Kaira kamen rein und murmelten irgendeine Entschuldigung, die ich nicht verstand. Kaira hatte Spuren von Tränen im Gesicht und setzte sich stumm hin. Als Marc an mir vorbei ging, sah er mich düster an. Ich ignorierte es gekonnt und widmete mich wieder meinem Heft. Die Lehrerin setzte ihren Unterricht wieder fort. Ein Finger tippte mich an.

Jayn reichte mir mit einem gemeinen Grinsen einen zusammengefalteten Zettel. Mit einem unguten Gefühl machte ich ihn auf. Mit einer krakeligen Handschrift stand da "Ist Destiny schwanger?" drauf. Mein Gehirn ratterte auf Hochtouren. Wer hatte das geschrieben? Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich die Person mit großer Wahrscheinlichkeit verprügelt. Wer wusste überhaupt das Sie bei mir war? Auf einmal fiel mir Kaira ein. Sie hatte geweint. Wusste sie wo Destiny war? Hatte sie den Zettel geschrieben? Ich musste hier weg! Ohne auf die Lehrerin zu achten, raffte ich meine Sachen zusammen und rannte aus dem Klassenraum. Den ganzen Weg lief ich. Als ich zu Hause angekommen sah es noch aus wie vorher. Nichts Ungewöhnliches. Ich rannte in den Hausflur und schloss die Wohnungstür auf. Es war still. Schlief Destiny noch? Leise öffnete ich die Tür. Destiny saß im Schneidersitz auf dem Bett und starrte die Wand an. Ich räusperte mich. Sie löste sich aus ihrer Starre und sah mich an. Auf ihren Wangen glitzerten vereinzelt Tränen. "Waren sie hier?" Fragte ich und ging auf sie zu. Sie nickte und konnte sich offenbar nicht entscheiden ob sie meine Nähe oder das Weite suchen sollte.

 

D.P: Tayler setzte sich neben mich und wir schwiegen beide. Ich wusste nicht, wie lange wir da einfach so saßen. Schließlich hielt ich die Stille nicht mehr aus. "Warum bist du jetzt schon zurück?" Fragte ich leise. Er überlegte, was er sagen sollte. Er sprach seine Worte gewählt aus: "Ich... wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist ..." Er schwieg, setzte dann aber wieder an: "Marc und Kaira sind heute zu spät gekommen. Ich dachte, dass das etwas mit dir zutun haben könnte... Kaira hatte geweint!" Ich zuckte zusammen. Kaira würde es doch bestimmt verstehen, warum ich sie abgewiesen hatte. Tayler berührte meinen Arm. "Destiny..." Er sprach leise als wollte er mich nicht erschrecken. Ich hob den Kopf. Er redete weiter: "Wie gut warst du mit Kaira wirklich befreundet?" Ich schluckte: "Früher sehr gut! Vor den Tod meines Freundes haben wir vier sehr viel zusammen gemacht ..." Tayler schaute mich überrascht an: "Vier?" Ich nickte: "Ja, Marc war auch oft dabei!" Jetzt schaute Tayler mich schon entsetzt an: "Der Marc, der mich zusammengeschlagen hat? Der?" Ich nickte wieder, wusste aber nicht worauf er hinaus wollte. Ja, Marc hatte sich verändert, aber ... "Destiny, der Typ war bestimmt nur bei euch, weil er sich an dich ranmachen wollte! Hast du den nichts bemerkt?" "Nein. Wie gesagt ich hatte einen Freund, mit dem ich auch war. Marc ist immer mit Kaira gekommen. Sie wollte ihn unbedingt dabei haben. Damals dachten wir das aus Kaira und Marc etwas wird ... Sie haben sich immer gut verstanden." Tayler schüttelte nur den Kopf. "Tayler, echt! Ich habe wirklich nichts bemerkt. Wenn jemand etwas gut verstecken, kann dann Marc! Außer ..." Ich stockte. Wollte ich es ihm wirklich erzählen? Tayler sah mich fragend an: "Außer?"

 

 


Kapitel 12

T.P: Sie schaute weg. "Außer einmal als ... Es war dein zweiter Tag in der Schule. Wir mussten nachsitzen und du bist nicht gekommen ..." Sie schaute mich demonstrativ nicht an. "Und weiter?" Sie fuhr fort: "Marc war ganz komisch. Er meinte, dass ich mal von dem Tod meines Freundes erholen sollte, oder so ... Er hat dich fertiggemacht und ich wurde sauer. Dann hat er mich zur Disco eingeladen. Ich habe natürlich abgesagt. Dann wollte er mich küssen, das heißt, er hat es auch gemacht." "Was?" Ich wurde rot vor Wut. Wie konnte sich der Kerl erlauben, so etwas ihr anzutun? "Wenn ich diesen Dreckstyp in die Finger bekomme, dann kann er sich auf etwas gefasst machen!" Destiny strich mir beruhigend über meinen Arm. "Ich habe ihn mittlerweile vergeben ... . Das heißt aber nicht dass ich sein Handeln rechtfertige!" Ich sah das Mädchen neben mir an. Die junge Frau, die ihren Freund verloren hatte. Die ihre Hoffnung auf Liebe fast schon aufgegeben hatte. Die so schwach und verletzlich erschien. Und doch so stark. Sie hatte einen Menschen vergeben, der ihre Seele verletzt hatte. Sie war einer der bedeutendsten Personen in meinen Leben. Ich verspürte den Drang, sie in den Armen zu nehmen und sie zu küssen. Ihre Lippen auf ­meinen zu fühlen. Spürte sie dieses Gefühl auch? Ich sah sie tief an und näherte mich ihr nur langsam. Ich wollte ­ihr Zeit geben abzulehnen, wenn sie es nicht wollte. Aber sie zuckte nicht zurück. Im Gegenteil. Die Ängstlichkeit, die ich so oft in ihren Augen gesehen hatte, war verschwunden. Ich wollte etwas sagen. Sagen, wie stark sie war. Sagen, wie wunderschön und klug sie war. Sagen, das ich sie liebte. Doch das musste jetzt warten. Ich beugte mich noch weiter vor und legte meine Lippen auf ihren. Destiny erwiderte den Kuss und mir kamen diese wenigen Sekunden so wundervoll vor. Am liebsten sollte es so immer bleiben. Doch sie löste sich lächelnd von mir. Sie öffnete den Mund: "Ich möchte dir was sagen!" Ich nickte und sagte: "Ich auch." Wir sprachen beide gleichzeitig: "Ich liebe dich!"

 

D.P: Tayler sah mich liebevoll an. Alles erschien so unreal schön. Ich war wieder glücklich. Wie ich dieses Gefühl vermisst hatte. War es vielleicht nur ein Traum? Aber Haut an der Tayler mich berührt hatte war mit einer Gänsehautschicht überzogen. Ich beugte mich wieder vor, um ihn zu küssen. Seine Lippen, sein Gesicht, alles an ihm war in meinen Augen vollkommen und perfekt. Mir wurde bewusst, wie sehr ich ihn wirklich liebte. Es war keine Zuflucht vor meinen Problemen und Sorgen. Nein, es war wahre Liebe und ich musste es ihm sagen. Natürlich würde es nicht immer so rosenrot und wunderschön bleiben. Es würde auch weiterhin nicht leicht bleiben. Aber der Anfang war getan. Die Mauer, die ich um mich vor einiger Zeit errichtet hatte, bröckelte immer mehr. Und mit diesem Kuss fiel sie ganz in sich zusammen. Ich würde es mit Tayler schaffen die letzten Rückstände der Mauer zu beseitigen. Ich lächelte und war einfach nur froh. Er war das, was ich wollte. Tayler grinste mich an: "Sind wir jetzt zusammen?" Ich konnte vor Glück nichts sagen. Also nickte ich nur stürmisch und fiel ihm um den Hals. "Ich will dich aber zu nichts zwingen ..." Als Antwort küsste ich ihn. "War Das antwort genug?" Er lachte. "Jap!" Wir küssten uns wieder. Ich vergrub meine Hände in seinem Harren. Sie waren so weich. Ich lächelte.

 

T.P:(2 Wochen später) Destinys Augen funkelten, als sie die Kette sah. "Wow ... Die ist so wunderschön!" Mehr brachte sie nicht heraus. Ich lächelte. Dieses Geschenk war perfekt. Ich war ja auch schließlich über 2 Stunden im Juwelier Laden und habe mich beraten lassen. Destiny fiel mir um den Hals. "Danke Tayler! Du bist der beste Freund, den man sich nur wünschen kann." Ich grinste und küsste sie. Im Hintergrund hörte ich wie die Leute klatschten. "Alles Gute zum 17- ten Geburtstag, Schatz!" Wir küssten uns wieder. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie unsere Eltern durch die Menschenmenge auf uns zukamen. "Na ihr Turteltäubchen!" Mein Vater grinste. Er trat auf Destiny zu. "Herzlichen Glückwunsch! Mensch, als ich noch so alt war ..." Ich stupste ihn von der Seite an: "Dad ...". Er lächelte mich entschuldigend an. "Jedenfalls wünsche ich dir alles Gute. Tayler hat echt eine sehr gute Wahl getroffen." Destiny umarmte meinen Vater glücklich und wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Jetzt kam ihre Mutter und zog sie ein Stück abseits von uns in die Ecke. Ich hatte keine Ahnung was sie besprachen aber ich sah wie Destiny glücklich nickte. Sie kamen fröhlich lachend zu uns zurück. Ich war echt neugierig, was es da wohl zu besprechen gab, tat, aber so als ob es mich nicht interessierte. Jetzt fingen aber erst die Glückwünsche richtig an. Von allen Seiten kamen die Freunde und Verwandte und gratulierten ihr zum Geburtstag. Ich sah wie in Destinys Augen kurz ein trauriger Schimmer aufleuchtete und sie sich umsah. Ich umarmte sie und flüsterte ihr zu. "Es ist nicht deine Schuld das Kaira nicht gekommen ist." "Aber ..." Ich unterbrach sie: "Nichts aber. Du hast sie eingeladen, und wenn sie keine Lust hat, ist das nicht dein Problem." Sie lächelte mich tapfer an und nickte. Ich küsste sie. Auf einmal sahen wir wie eine Gestalt in der Ecke stand und offensichtlich sich nicht gerade wohlfühlte. Wir erkannten sie beide. Destiny strahlte. "Kaira!" Sie drängte sich an die ganzen Leute vorbei, die sie im Gehen noch gratulierten, und lief zu Kaira. Kaum hatte ich mich versehen lagen sie sich auch schon in den Armen. Destiny überglücklich und Kaira noch immer etwas geknickt aber erleichtert. Sie unterhielten sich noch etwas und kamen dann zu mir rüber. Destinys Kette funkelte nur so im Licht. Sie war wie geschaffen für meinen Schatz. Auf einmal merkte ich wie die Leute sich zum Fenster drängten. Ich sah auch raus. Destiny war schneller als ich: "Schnee!" Viele dicke Flocken rieselten vom Himmel herab. Ich lächelte. Offenbar wollte das Wetter ihr auch heute etwas schenken. Sie schnappte sich meine Hand. "Komm schon! Oder willst du das Ich wieder gewinne?" "Diesmal werde ich es schaffen!" Ein siegessicheres Lächeln krönte mein Gesicht. "Das werden wir noch sehen."

 

 


Epilog

--- 5 Monate später ---

D.P: Vor einem halben Jahr hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich noch glücklich werde. Das habe ich aber nur einer Person zu verdanken. Tayler! Er war es der mir geholfen hatte aufzustehen. Aus meinem Selbstmitleidsloch, in dem ich mich so tief verkrochen hatte. Er hatte mir gezeigt, dass das Leben sich doch noch lohnt. Dass man Spaß haben kann. Er war es der mir Kraft geschenkt hatte nicht aufzugeben. Sicher hätte ich auch irgendwann mal ohne Tayler weiterlebt. Aber nicht so. Ich war nicht wie früher. Nein, besser. Ich fühlte mich glücklicher als früher. ------- Mein Handy klingelte und riss mich somit aus dem Schlaf. Müde griff ich danach. "Hallo!?" Murmelte ich verschlafen. "Schatz? Sag bloß du, liegst noch im Bett?!" Ich hörte wie Tayler seine Autotür öffnete. Er hatte ja seit paar Wochen sein Eigenes. Ich erinnerte mich noch genau an seinen ­18-ten Geburtstag. "Ja klar. Es ist Samstag und erst 9 Uhr!" Tayler lachte: "Ja es ist tatsächlich Samstag. Der Samstag, an dem dein Casting stattfindet!" Ich schlug mir mit meiner Handfläche gegen die Stirn. "Shit! Wann wolltest du mich abholen?" Seine Antwort war knapp:"15 Minuten!" Ich stöhnte. Irrte ich mich oder war da ein kleiner Hauch von Schadenfreude in seiner Stimme? "Ich dachte es fängt erst um halb zehn an ..." " Jap. Aber ich brauche mindestens 5 Minuten, um dir einen Begrüßungskuss zu geben!" Ich lächelte. "Ich bräuchte wohl eher einen Glückskuss für mein Casting!" Ich konnte sein Grinsen vor mir sehen. "Okay dann komme ich in 10 Minuten! Lieb dich!" Er legte auf. 

Ich freute mich auf Tayler. Wir sahen uns leider nicht mehr so oft, nachdem er mit seinem Vater in die Nachbarstadt gezogen ist. Das neue Haus war viel schöner und geräumiger. Nur leider beschränkten sich unsere Treffen dadurch auf den Wochenenden. Ich wollte mich wieder auf mein Bett fallen lassen. Aber ich hatte keine Zeit. Das Casting. Eigentlich hatte Tayler mich dazu gezwungen. Er bezeichnete dies allerdings als "ermutigen". Ich spurtete zu meinem Kleiderschrank. 10 Minuten ... Jetzt schon 9! Schnell schnappte ich mir meine Kleider, die ich glücklicherweise am Tag zuvor zurechtgelegt hatte, und zog mich an. Make up? Ein bisschen konnte jetzt wirklich nicht schaden. Ich biss mir auf die Lippen: 6 Minuten ... Wo war mein Maskara? Typisch! Wenn ich es einmal brauchte, war es nicht da ... . Genervt strich ich das Maskara aus meiner Liste. Die sollten mich ja nicht nach meinem Aussehen, sondern nach meiner Stimme beurteilen. Ich raste in die Küche, um mir einen Keks in den Mund zu stopfen. 2 Minuten. Ich stürzte das Wasser in meiner Kehle herunter. Sehr weiblich ... Ich schnappte mir meine Tasche und steckte mein Handy rein. Es klingelte. "Destiny! Tayler ist da." Rief meine Mutter. Sie war also auch schon wach. Ich lief zu Tür und fiel Tayler um den Hals. Meine Mutter entfernte sich lächelnd. Ich grinste ihn an. "Ich habe dich vermisst!", sagte ich und küsste ihn. "Ich dich auch! Du wirst dein Casting super machen. Und wenn du durchkommst, sehe ich dich ja bald öfter!" Ich nickte. Ich würde das Musik-Stipendium in seiner Stadt bekommen und da hinziehen. Erst stand mir aber noch die 12 - te Klasse im Weg. Die würde ich aber mit Taylers täglichen Anrufen auch bewältigen. Und wer weiß, vielleicht werde ich nach meinem Musik-Gesang-Studium eine Karriere starten? Mit dem Casting standen mir alle Türen offen. Wir liefen zum Auto und fuhren los. "Tayler? Was ist, wenn ich es nicht bestehe? Wenn meine Stimme nicht gut genug ist?" Er sah mich liebevoll an. "Wenn sie dich nicht nehmen, wären sie ganz schön blöd. Ich bin mir sicher das Sie begeistert von dir sein werden!" Ich lächelte ihn dankbar an und versuchte mich zu beruhigen. "Bist du von mir enttäuscht, wenn ich es nicht schaffen werde?" Er lachte: "Ja klar. Ich werde unsere Beziehung abbrechen und dich für immer hassen." Ich musste grinsen. Die Frage war unnötig gewesen. Tayler nahm meine Hand und strich mit seinen Daumen beruhigend darüber. Er versuchte, sich gleichzeitig auf den Verkehr und auf mich zu konzentrieren. "Danke Tayler!" "Wofür?" 

"Dafür das Du da bist!"------------Ende

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Kommentare: 1
  • #1

    minemappe (Samstag, 14 März 2015 11:00)

    Danke noch einmal an @nameless.page die uns ihre wunderbare Geschichte zur Verfügung gestellt hat.




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